Diese Studie untersucht, wie zeitliche Verzögerungen zwischen Straftaten und Festnahmen im Cook County, Illinois, während der COVID-19-Pandemie mit der Höhe der Strafzumessung korrelieren. Anhand von Verwaltungsakten der Gerichte aus den Jahren 2020 bis 2024 wird analysiert, in welchen Fällen die Festnahme nicht unmittelbar erfolgte, wodurch systematische Variationen in der prozessualen Verzögerung entstehen. Die Studie fragt, ob längere Verzögerungen mit strengeren Strafen einhergehen und ob diese Zusammenhänge sich je nach Deliktsart und institutionellem Kontext während Zeiten gerichtlicher Störungen unterscheiden. Die Ergebnisse zeigen, dass längere Verzögerungen konsistent mit strengeren Strafzumessungen verbunden sind, selbst nach Berücksichtigung demografischer Merkmale, Fallkomplexität, Deliktskategorie und pandemiebedingter Störungen. Diese Korrelationen sind besonders ausgeprägt in Fällen von Gewaltverbrechen und sexueller Ausbeutung. Obwohl die Analyse keine kausalen Effekte nachweist, deutet die Konsistenz der Ergebnisse über mehrere empirische Ansätze hinweg darauf hin, dass die prozessuale Zeitgestaltung ein bedeutender Faktor im Entscheidungsprozess der Justiz ist und nicht lediglich eine neutrale administrativ-technische Gegebenheit darstellt. Indem die Studie dokumentiert, wie institutionelle Verzögerungen mit der Schwere der Strafe korrelieren, trägt sie zur empirischen Forschung über gerichtliche Ermessensspielräume, die Effizienz der Gerichte und die Ungleichheit in der Durchsetzung des Rechts bei und unterstreicht die Bedeutung prozessualer Fairness neben formalen rechtlichen Kriterien.