AI-Influencer-Hype ebbt: Marken zögern bei KI-Partnerschaften
AI-Influencer-Kampagnen stoßen bei Marken zunehmend auf Skepsis, trotz ursprünglicher Begeisterung. Laut Daten des Influencer-Marketing-Plattforms Collabstr sank die Anzahl von Kooperationen mit KI-generierten Social-Media-Accounts in den ersten acht Monaten des Jahres 2025 um rund 30 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Hintergrund ist eine Kombination aus verhaltener Verbraucherreaktion, schlechter Performance der KI-Influencer und wachsenden Bedenken vor Imageverlust. Kyle Dulay, Mitbegründer von Collabstr, betont, dass KI-Inhalte bislang nicht in der Lage seien, die gleiche emotionale Resonanz und Engagement-Rate wie echte Menschen zu erzeugen. Kritik entbrannte beispielsweise, als die Mode-Marke Guess eine KI-Model in einer Vogue-Anzeige einsetzte, oder bei der Debatte um den KI-Aktor Tilly Norwood, die von der SAG-AFTRA als Bedrohung für menschliche Künstler kritisiert wurde. Auch Dove hat sich entschieden, KI-Modelle komplett zu vermeiden. Mae Karwowski, CEO von Obviously, erläutert, dass Marken zunehmend Angst vor öffentlicher Kritik haben, besonders wenn KI-Inhalte als direkte Ersatz für Menschen wahrgenommen werden. Die Grenze zwischen Innovation und „KI-Slop“ – also oberflächlichem, uninspiriertem Content – ist für viele schwer zu ziehen. Die Branche unterscheidet zwischen rein künstlichen Influencern wie Lil Miquela, die von Brud entwickelt wurden, und KI-generierten Avataren, die als User-Generated-Content imitiert werden, ohne echte Followerbasis. Auch digitale Zwillinge von realen Personen, mit deren Einwilligung eingesetzt, gewinnen an Bedeutung. Becky Owen, CMO von Billion Dollar Boy, sieht eine Beruhigung nach der Hype-Phase: „Es war neu, es war anders – jetzt fühlt es sich an wie Müll.“ Trotz der Zurückhaltung gegenüber vollständig künstlichen Influencern steigt die Investition in KI-gestützte Inhalte insgesamt. Laut einer Umfrage von Billion Dollar Boy planen 79 % der befragten Marketer, mehr in KI-generierte Creator-Content zu investieren. Die Technologie zeigt Potenzial vor allem im Nachbearbeitungsprozess: AI-Tools wie die von Mirage (ehemals Captions) ermöglichen schnelle Anpassungen von bereits produzierten Videos, was Vertragswerte für Kreativen retten kann. Die Zukunft könnte jedoch künstlicher werden: Mit Fortschritten wie Sora 2 werden KI-Inhalte immer realistischer – bis hin zu einer Ununterscheidbarkeit von echtem Content. Dulay prognostiziert, dass Marken bald KI-Influencer nutzen werden, ohne es zu wissen, weil der Engagement-Effekt überzeugt. Dennoch bleibt das größte Problem die Authentizität. Keith Bendes, Chief Strategy Officer von Linqia, betont: „Authentizität ist das Fundament der Influencer-Marketing-Beziehung – und das ist bei KI-Influencern unmöglich.“ Bewertung: Branchenexperten sehen die KI-Influencer-Phase als vorübergehende Übertreibung, die durch Verbraucherunmut und technische Grenzen gebremst wird. Dennoch bleibt KI ein wichtiges Werkzeug – nicht als Ersatz, sondern als Ergänzung. Marken, die strategisch agieren, nutzen die Technologie für Effizienz und Flexibilität, ohne die Vertrauensbasis mit ihren Kunden zu gefährden. Die Zukunft liegt in einer Balance zwischen Innovation und menschlicher Authentizität.