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Schweizer Labor entwickelt Rechner aus Mini-Menschenhirnen

vor 4 Tagen

In einem Schweizer Labor, das von der Firma FinalSpark betrieben wird, forschen Wissenschaftler an der Entwicklung von Computern, die mit sogenannten Mini-Hirn-Organoiden arbeiten – winzigen, im Labor gezüchteten Gehirnstrukturen, die als biologische Recheneinheiten dienen sollen. Ein Bericht der BBC dokumentiert einen Besuch im Labor, in dem gezeigt wird, wie aus menschlichen Hautzellen Stammzellen gewonnen, zu neuronalen Zellgruppen differenziert und schließlich zu organoiden Strukturen herangezüchtet werden, die als „Wetware“ für zukünftige Computer fungieren. Diese Organoiden, die als kleine, weiße Kugeln in Kulturschalen erscheinen, bestehen aus einer einzigen Art von Nervenzellen und sind damit vereinfachte Nachbildungen menschlicher Hirnareale, insbesondere des Stirnhirns. Die Forscher setzen sie auf Elektrodenplatten (MEA), über die sie Signale senden und empfangen können, um Reaktionen zu messen – ähnlich wie bei einem EEG. Die Entwicklung und Pflege solcher Organoiden ist aufwendig und erfordert spezielle Bedingungen. Da sie keine Blutgefäße haben, können sie aktuell nur etwa vier Monate überleben. Interessanterweise zeigen sie kurz vor ihrem Tod oft einen intensiven neuronalen Aktivitätspeak – ein Phänomen, das an eine Art „Lebensflimmern“ erinnert, obwohl die Forscher betonen, dass die Organoiden keine Bewusstseinsempfindungen haben. „Wir sollten uns vor ihnen nicht fürchten, sie sind einfach Computer aus einem anderen Material“, sagt ein Forscher gegenüber dem BBC-Reporter. Die Firma FinalSpark bietet mittlerweile bereits ab 500 Dollar pro Monat remote Zugang zu ihren bioprocessor-basierten Systemen, um Forschung im Bereich der biologischen Rechentechnik zu fördern. Derzeit wird die Interaktion mit den Organoiden noch rudimentär gehandhabt: Eingaben erfolgen über Elektroden, Reaktionen werden visuell als Signalverläufe aufgezeichnet. Obwohl die Technologie noch in frühen Entwicklungsstadien steckt, zeigen erste Experimente vielversprechende Ergebnisse. So konnten bereits künstliche Neuronen in anderen Laboren einfache Spiele wie Pong steuern. Neben der computertechnischen Anwendung werden Organoiden auch in der medizinischen Forschung eingesetzt – etwa zur Untersuchung von Neurologischen Erkrankungen wie Alzheimer oder Autismus. Die große Hoffnung liegt darin, dass biologische Rechensysteme – im Gegensatz zu herkömmlichen Siliziumchips – eine extrem hohe Energieeffizienz und neuronale Verarbeitungsgeschwindigkeit erreichen könnten, was sie besonders für künstliche Intelligenz geeignet machen könnte. Experten gehen jedoch davon aus, dass sich Wetware nicht als vollständiger Ersatz für klassische Computer erweisen wird, sondern eher als Ergänzung in spezifischen Anwendungen – etwa bei komplexen Mustererkennungsaufgaben oder energieeffizienten KI-Systemen. Die „Killer-App“ für diese Technologie ist bislang noch unklar, doch die Forschung ist in vollem Gange. Industriebeobachter sehen in der Entwicklung von Organoid-basierten Computern ein bahnbrechendes, wenn auch ethisch anspruchsvolles Feld. Obwohl die Organoiden keine Bewusstseinsempfindungen besitzen, werfen sie Fragen zur biologischen Grenze zwischen Maschine und Lebewesen auf. FinalSpark positioniert sich als Pionier in der kommerziellen Nutzung biologischer Rechenplattformen – ein Schritt, der die Grenzen zwischen Biologie und Informatik neu definiert.

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