Studie: KI hat bisher wenig negative Wirkungen aufs Arbeitsglück
Künstliche Intelligenz (KI) hat trotz besorgniserregender Berichte über Jobzufriedenheit bisher geringe Auswirkungen auf das Wohlbefinden von Arbeitnehmern. Eine neue Studie, die am 23. Juni im „Scientific Reports“ veröffentlicht wurde, liefert erste Hinweise darauf, dass KI-Technologien noch keinen weit verbreiteten Schaden an der psychischen Gesundheit oder der Zufriedenheit der Arbeitnehmer verursacht haben. Im Gegenteil, die Daten deuten darauf hin, dass KI möglicherweise sogar eine leichte Verbesserung der körperlichen Gesundheit der Arbeitnehmer bewirkt, insbesondere bei Personen ohne abgeschlossenes Hochschulstudium. Das Papier „Künstliche Intelligenz und das Wohlbefinden von Arbeitnehmern“ nutzt zwei Jahrzehnte langanhaltende Daten aus dem Deutschen Sozio-oekonomischen Panel. Die Forscher, darunter Osea Giuntella von der University of Pittsburgh und dem National Bureau of Economic Research (NBER), Luca Stella von der University of Milan und der Berlin School of Economics, sowie Johannes King vom Bundesfinanzministerium, untersuchten, wie Arbeitnehmer in KI-intensiven Berufen im Vergleich zu solchen in weniger KI-intensiven Rollen zurechtkommen. Professor Stella, der auch mit unabhängigen europäischen Organisationen wie dem Center for Economic Studies (CESifo) und dem Institute for Labor Economics (IZA) verbunden ist, betonte: „Öffentliche Sorge über KI ist real, aber die schlimmsten Szenarien sind nicht unvermeidlich. Bisher finden wir wenig Beweise dafür, dass die Einführung von KI das Wohlbefinden der Arbeitnehmer im Durchschnitt geschwächt hat. Falls überhaupt, scheint sich die körperliche Gesundheit leicht verbessert zu haben, wahrscheinlich aufgrund abnehmender physischer Belastungen und genereller Arbeitsrisiken in einigen KI-intensiven Berufen.“ Trotz dieser positiven Befunde mahnt die Studie Vorsicht. Die Analyse basiert hauptsächlich auf einer taskspezifischen Messung der KI-Auswucht, die als objektiver betrachtet wird, während alternative Schätzungen auf der Grundlage selbst gemeldeter KI-Auswucht geringfügige negative Auswirkungen auf Job- und Lebenszufriedenheit zeigen. Darüber hinaus schließt die Stichprobe jüngere Arbeitnehmer aus und deckt nur die frühen Phasen der KI-Diffusion in Deutschland ab. „Wir befinden uns möglicherweise einfach in den Anfangsphasen der KI-Einführung, um deren vollständige Auswirkungen beobachten zu können“, betonte Stella. „Die Auswirkungen von KI könnten sich drastisch ändern, wenn die Technologien fortschreiten, weitere Branchen durchdringen und die Arbeitsbedingungen auf tieferer Ebene verändern.“ Zentrale Erkenntnisse der Studie sind: Aufgrund der Datenlage konzentriert sich die Studie auf Deutschland, ein Land mit starken Arbeitsrechten und einem langsamen Tempo der KI-Einführung. Die Koautoren bemerkten, dass die Ergebnisse in flexibleren Arbeitsmärkten oder unter jüngeren Arbeitnehmern, die in zunehmend KI-gesättigten Arbeitsplätzen eintreten, unterschiedlich sein könnten. „Diese Forschung ist ein erster Schnappschuss, kein endgültiges Urteil“, sagte Giuntella, der bereits umfassende Untersuchungen zur Auswirkung von Robotik auf Haushalte und Arbeitsmarkteffekte durchgeführt hat. „Da die Einführung von KI beschleunigt, ist es entscheidend, ihre weiteren Auswirkungen auf Arbeit und Gesundheit kontinuierlich zu beobachten. Technologie alleine bestimmt nicht die Auswirkungen – Institutionen und Politiken werden entscheiden, ob KI die Arbeitsbedingungen verbessert oder verschlechtert.“ Die Studie liefert wichtige Erkenntnisse für Unternehmen und Politiker. Sie zeigt, dass KI im jetzigen Stadium keine negativen Auswirkungen auf das Wohlbefinden der Arbeitnehmer hat und sogar potenzielle Vorteile bietet. Allerdings sollten langfristige Beobachtungen und adaptive Arbeitsrichtlinien weiterhin priorisiert werden, um sicherzustellen, dass die Einführung von KI für alle Beteiligten vorteilhaft bleibt.