AI-Boom belastet Datenzentren: Stromengpässe werden kritisch
Datenzentrum-Betreiber stehen vor wachsenden Herausforderungen durch Energieengpässe, besonders im Zuge des rasanten Aufschwungs der Künstlichen Intelligenz (KI). Amazon-Chef Andy Jassy nannte Energieversorgung die größte Einschränkung für das Wachstum des Cloud-Giganten in seinem KI-Bereich. Laut einer Umfrage des Uptime Institute hat sich die Sorge über die Prognose der Datenzentrums-Kapazität und die Planung von Energiebedarf seit 2023 um 9 Prozent erhöht – ein Anstieg, den das Beratungsunternehmen als „signifikant“ bewertet. Obwohl die steigenden Kosten weiterhin die Hauptangst der Betreiber sind – 38 Prozent gaben dies an – nähern sich die Bedenken bezüglich der Energieversorgung und der Nachfrageprognose zunehmend an. Genauso viele Befragte (36 Prozent) zeigten „starke Besorgnis“ über Energieengpässe wie über die Vorhersage der Nachfrage. Der Internationale Energieagentur (IEA) zufolge wird der Stromverbrauch durch Datenzentren weltweit bis 2030 voraussichtlich verdoppelt. In den USA investieren die großen Tech-Unternehmen – Amazon, Microsoft, Meta, Google und Apple – gemeinsam voraussichtlich über 350 Milliarden US-Dollar in Datenzentren und Infrastruktur für KI im Jahr 2025. Letzte Woche berichteten vier der fünf Unternehmen bei ihren Quartalszahlen, dass sie ihre Investitionen erneut erhöhen müssen, da die ursprünglichen Prognosen zu niedrig waren. Die steigenden Kosten resultieren aus Inflation, Fachkräftemangel und höheren Energiepreisen – Faktoren, die zwar beherrschbar sind, aber nicht die grundlegende Abhängigkeit von der Strominfrastruktur ändern. Ein zentrales Problem: Trotz Bemühungen zur Energieeffizienz bleibt die Energieeffizienz von Datenzentren – gemessen an der Power Usage Effectiveness (PUE) – seit sechs Jahren stagnierend. Neue Kühlsysteme werden entwickelt, doch ältere Anlagen und regionale Unterschiede behindern Fortschritte. Zudem nutzen Datenzentren selbst noch wenig KI zur Optimierung ihrer eigenen Betriebsabläufe. Laut der Umfrage vertrauen Betreiber auf KI bei der Analyse von Sensordaten und vorbeugender Wartung, aber nicht bei der Steuerung von Geräten, Konfigurationsänderungen oder Personalmanagement – aus Angst vor Fehlern und Verlust der Kontrolle. Die Energiefrage wird damit zu einem entscheidenden Limit für die Zukunft der Cloud- und KI-Entwicklung. Ohne grundlegende Modernisierung des Stromnetzes und eine enge Zusammenarbeit zwischen Tech-Unternehmen, Energieversorgern und Regierungen bleibt die Skalierung von KI-Infrastruktur gefährdet. Die Branche steht vor einer kritischen Wende: Effizienz allein reicht nicht mehr, es braucht strukturelle Veränderungen im Energie- und Infrastrukturmanagement.