Roboter-Pionier warnt vor humanoiden Maschinen und deren Sicherheit
Rodney Brooks, der Mitbegründer von iRobot und einer der einflussreichsten Figuren in der Robotikgeschichte, äußert sich kritisch gegenüber der Entwicklung moderner humanoider Roboter. Obwohl er selbst maßgeblich zur Erfolgsgeschichte von Robotern wie dem Roomba beigetragen hat, distanziert er sich heute deutlich von der aktuellen Entwicklung von menschenähnlichen Robotern, die in Unternehmen wie Boston Dynamics, Tesla oder Figure AI im Rampenlicht stehen. Brooks erklärt, dass er sich selbst nicht innerhalb von zehn Fuß eines solchen Roboters aufhalten würde – eine Aussage, die nicht nur auf Skepsis, sondern auf tiefgreifende Bedenken bezüglich Sicherheit, Kontrolle und technischer Realität beruht. Sein Hauptargument lautet, dass humanoider Roboterbau auf einer falschen Annahme basiert: dass menschenähnliche Bewegung notwendig sei, um komplexe Aufgaben zu erfüllen. In Wirklichkeit, so Brooks, seien die meisten Aufgaben im Alltag – wie das Aufheben eines Gegenstands, das Öffnen einer Tür oder das Gehen über unebenes Gelände – viel effizienter und sicherer mit spezialisierten, nicht-menschlichen Designs zu bewältigen. Die Anstrengung, Roboter menschlich zu machen, führe zu überkomplexen Systemen, die schwer zu steuern, instabil und potenziell gefährlich seien. Ein weiterer kritischer Punkt ist die Annahme, dass Roboter durch das Betrachten von Videos lernen können. Brooks betont, dass das bloße Sehen von menschlichen Handlungen – etwa wie jemand eine Tasse greift – nicht ausreicht, um die notwendige Feinmotorik und körperliche Intuition zu erwerben. Dazu braucht es physische Erfahrung, Sensordaten in Echtzeit und ein tiefes Verständnis von Physik und Materialien, das sich nicht aus Videodaten allein extrahieren lässt. Die Vorstellung, dass KI-Modelle durch das Studium von YouTube-Videos „dexterous“ werden könnten, sei, so Brooks, eine Illusion. Er warnt auch vor den versteckten Sicherheitsrisiken, die mit humanoiden Robotern verbunden sind. Da sie sich bewegen, greifen und in menschlichen Umgebungen agieren, besteht die Gefahr, dass sie unerwartete Bewegungen ausführen oder aufgrund von Softwarefehlern Schaden anrichten. Im Gegensatz zu stationären Robotern wie dem Roomba, die in definierten Räumen arbeiten und vorhersehbare Verhaltensweisen zeigen, sind humanoider Roboter in komplexen, dynamischen Umgebungen schwer kontrollierbar. Brooks’ Position ist nicht nur technisch begründet, sondern auch philosophisch: Er plädiert für eine Rückkehr zu funktionalen, spezialisierten Robotern, die sich auf konkrete Aufgaben konzentrieren, anstatt menschliche Form und Bewegung zu imitieren. Sein Ansatz steht im Gegensatz zur aktuellen Trendwelle, die von Unternehmen wie Tesla mit seinem Optimus-Roboter oder Figure AI mit ihrem menschenähnlichen Arbeitsroboter vorangetrieben wird. Industrieexperten teilen Brooks’ Skepsis in Teilen. Viele Ingenieure und Robotikforscher betonen, dass die Entwicklung humanoider Roboter derzeit überfordert ist – sowohl in Bezug auf Energieeffizienz als auch auf KI-Integration. Experten wie Daniela Rus von MIT warnen, dass die Realität der Roboterentwicklung noch weit hinter den medialen Erwartungen zurückbleibt. Dennoch bleibt die Vision von menschenähnlichen Robotern in der Industrie stark präsent, da sie als Symbol für technologischen Fortschritt gelten. iRobot selbst hat sich in den letzten Jahren von der Entwicklung humanoider Roboter abgewandt und konzentriert sich weiterhin auf intelligente, aber nicht menschenähnliche Haushaltsroboter. Brooks’ Warnung bleibt eine wichtige Stimme in der Debatte um die Zukunft der Robotik – eine Mahnung, dass Fortschritt nicht immer in der Nachahmung des Menschen besteht, sondern oft in der klugen Lösung von Problemen durch einfache, funktionale Designs.