AI verdrängt junge Berufsanfänger – Studie bestätigt Trend
Ein neu veröffentlichter Studienbericht des Stanford Digital Economy Lab zeigt, dass künstliche Intelligenz (KI) den Einstiegsjobmarkt für junge Erwerbstätige in den USA erheblich beeinträchtigt. Die Forschergruppe um Professor Erik Brynjolfsson, Forschungsleiterin Ruyu Chen und Postdoktorand Bharat Chandar analysierte Arbeitsmarktdaten von über 25 Millionen Arbeitnehmern, die von der Lohnabrechnungsfirma ADP bereitgestellt wurden, und fand heraus, dass junge Fachkräfte im Alter von 22 bis 25 Jahren in KI-exponierten Berufen – wie Softwareentwicklung, Buchhaltung oder Marketing – eine relative Beschäftigungsabnahme um 13 Prozent seit Ende 2022 erlebt haben. Im Gegensatz dazu blieb die Beschäftigung für ältere Arbeitnehmer (35 bis 49 Jahre) in denselben Berufen stabil oder stieg sogar an. Besonders auffällig war, dass Berufe, die schwer durch KI ersetzt werden können – wie Heim- und Pflegedienste – eine stärkere Zunahme junger Arbeitskräfte zeigten. Die Studie berücksichtigte verschiedene externe Einflüsse wie Pandemiefolgen, Remote-Arbeit, technologische Abschwünge oder Unternehmensschwankungen und konnte den KI-Einfluss als eigenständigen, signifikanten Faktor isolieren. Die Forscher schließen daraus, dass KI vor allem grundlegende, routinemäßige Aufgaben übernimmt, die traditionell von jungen Einsteigern übernommen wurden – Aufgaben, die für ihre berufliche Entwicklung entscheidend sind. Wenn diese Lernchancen entfallen, droht eine dauerhafte Veränderung der Karrierewege, wie John McCarthy von der Cornell University warnt: Ohne Anpassung von Bildungssystemen, Unternehmenskultur und Beschäftigungsnormen könnte eine gesamte Generation von Absolventen in der „KI-Transition“ „verloren“ gehen. Ein zentraler Befund der Studie ist der Unterschied zwischen KI-Automatisierung und KI-Aufrüstung. In Unternehmen, die KI hauptsächlich zur Substitution menschlicher Arbeit einsetzten, sank die Nachfrage nach jungen Mitarbeitern deutlich. Wo KI hingegen als Unterstützung für erfahrene Fachkräfte diente – etwa zur Verbesserung der Effizienz – zeigte sich kein solcher Effekt. Der Studie zufolge ist der Erfolg von KI in der Arbeitswelt nicht nur technologisch, sondern entscheidend von der Unternehmensstrategie abhängig. Co-Autor Brynjolfsson fordert daher, neue Benchmarks zu entwickeln, die KI nicht nur allein, sondern im Zusammenwirken mit Menschen testen – um die Entwicklung hin zu einer kooperativen, menschzentrierten KI zu fördern. Die Ergebnisse sind ein wichtiger Meilenstein, da sie erstmals quantitative Evidenz für eine bislang vor allem subjektiv wahrgenommene Bedrohung liefert. Während einige Experten KI bereits als Jobkiller bezeichneten, fehlte bislang konkrete Daten. Die Studie bestätigt nun, dass der technologische Fortschritt nicht gleichverteilt wirkt: Die jüngste Generation steht vor einer besonderen Herausforderung. Die Zukunft der Arbeitswelt hängt nun nicht nur von der KI-Technologie ab, sondern entscheidend davon, wie Unternehmen sie einsetzen – als Ersatz oder als Partner für den Menschen. Die Entscheidung liegt nun bei Politik, Bildung und Wirtschaft, um eine gerechtere und nachhaltige Integration zu gewährleisten. Industrieexperten betonen, dass die Studie eine dringende Aufforderung an die Wirtschaft darstellt, KI nicht allein auf Effizienz und Kostensenkung auszurichten. Unternehmen wie Google, Microsoft oder Amazon, die an der Spitze der KI-Entwicklung stehen, könnten durch verantwortungsvolles Einsatzmodell eine positive Wirkung entfalten. Gleichzeitig bleibt die Sorge, dass ohne politische und institutionelle Anpassungen die Ungleichheit im Arbeitsmarkt weiter wächst. Die Studie ist ein klares Signal: KI ist kein Schicksal, sondern eine Entscheidung – und die Konsequenzen für die nächste Generation hängen von den heutigen Entscheidungen ab.