Google bestreitet, dass KI-Suchfunktionen Webseitenverkehr zerstören
Google bestreitet, dass künstliche Intelligenz (KI) in der Suche den Verkehr auf Publisher-Websites massiv reduziert. In einem Blogbeitrag bekräftigt Liz Reid, Leiterin des Suchprodukts bei Google, dass der Gesamtverkehr aus der Google-Suche zu Websites in den vergangenen zwölf Monaten „relativ stabil“ geblieben sei. Zudem habe sich die Qualität der Klicks leicht verbessert, da Nutzer, die auf Quellen in KI-Übersichten klicken, tendenziell länger auf den Seiten verweilen. Google argumentiert, dass einige Drittanbieterberichte über drastische Verluste an Traffic aufgrund fehlerhafter Methoden oder isolierter Beispiele entstehen, die bereits vor der Einführung von KI-Features in der Suche stattgefunden hätten. Trotz dieser Aussagen räumt Google ein, dass sich die Nutzertrends verändert haben: Während einige Websites weniger Traffic erhalten, profitieren andere – insbesondere solche mit Foren, Videos, Podcasts oder authentischen Perspektiven. Laut Reid suchen Nutzer zunehmend nach Inhalten, die persönliche Erfahrungen oder tiefgehende Analysen bieten. Dies deutet darauf hin, dass Google.com nicht mehr automatisch der erste Anlaufpunkt im Internet ist. Bereits 2022 hatte ein Google-Executive erklärt, dass junge Nutzer bei der Suche nach Restaurants oft nicht Google Maps oder Google Search nutzen, sondern TikTok oder Instagram bevorzugen. Ähnlich verhält es sich bei Online-Shopping, wo Amazon zunehmend als erster Anlaufpunkt gilt, und bei Themenforschung, wo Reddit eine zentrale Rolle spielt. Google hat seit Jahren versucht, diese Verschiebungen zu kompensieren – etwa durch verbesserte Shopping-Features wie lokale Lagerbestände, Bildsuche nach Produkten oder kostenlose Anzeigen für Händler. Auch die Einführung eines „Reddit“-Filters in der Suche (heute „Foren“ genannt) zeigt, dass Google auf die Verlagerung von Nutzern reagiert. Dennoch bleibt die Kritik an der Suchqualität bestehen, und viele unabhängige Websites leiden unter sinkenden Sichtbarkeiten in den Suchergebnissen. Die Einführung von KI-Übersichten (AI Overviews) am oberen Rand der Suchergebnisse hat die Debatte weiter angeheizt. Ein Bericht von Pew Research zeigt, dass Nutzer weniger bereit sind, auf Links in KI-Zusammenfassungen zu klicken. Eine Studie von Similarweb belegt, dass der Anteil an Suchanfragen, bei denen keine Klicks auf Nachrichtenseiten erfolgen, von 56 % im Mai 2024 auf 69 % im Mai 2025 gestiegen ist. Trotzdem betont Google, dass KI-Übersichten mehr Links auf der Seite zeigen und somit mehr Chancen für Publisher bieten. Nutzer, die durch KI-Angebote auf eine Seite klicken, seien oft motivierter, tiefer einzusteigen – was Google als „wertvollere Klicks“ bezeichnet. Google reagiert mit neuen Tools für Publisher, die über klassische Werbung hinausgehen, etwa durch Mikropayments oder Newsletter-Anmeldungen. Die Botschaft lautet: KI ist kein Ende der Suchverkehr, sondern eine Chance. Doch die Tatsache, dass Google diese Aussage gerade jetzt verbreitet, wirkt wie eine PR-Maßnahme – besonders, wenn man die Zahlen aus den Medien und der Branche betrachtet. Die Kritik bleibt: Obwohl Google weiterhin „Milliarden von Klicks“ sendet, sind viele Publisher durch die Veränderungen in der Suchlandschaft erheblich geschwächt. Die Wahrheit scheint zwischen den Zeilen zu liegen: Die Suche verändert sich – und Google versucht, die Narrative zu beeinflussen.