KI revolutioniert die medizinische Bildanalyse in Australien
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die medizinische Bildanalyse grundlegend – und Forscher am Australian e-Health Research Center (AEHRC) des CSIRO-Teams arbeiten daran, diese Technologie für die Gesundheitsversorgung zu nutzen. Ein zentrales Projekt leitet Dr. Aaron Nicolson, der ein visuelles Sprachmodell (Visual Language Model, VLM) entwickelt, das Röntgenaufnahmen von Brustbildern automatisch analysiert und radiologische Berichte erstellt. Diese Technik baut auf den Fortschritten von ChatGPT auf, das mittlerweile nicht nur Text, sondern auch Bilder verstehen kann. Während frühere Versionen rein textbasiert waren, ermöglicht die neue Generation von VLMs, visuelle Informationen zu interpretieren, zu beschreiben und mit sprachlichen Kontexten zu verknüpfen – eine Fähigkeit, die besonders wertvoll in der medizinischen Diagnostik ist. Chest X-rays sind eine der häufigsten diagnostischen Methoden zur Erkennung von Herz- und Atemwegserkrankungen, Lungenkrebs oder zur Kontrolle von medizinischen Geräten wie Schrittmachern. Doch in Australien sind Radiologen überlastet – es gibt zu wenige Fachkräfte für die wachsende Zahl an Untersuchungen, besonders im Zuge des altersbedingten Anstiegs der Patientenzahlen. Nicolsons Ziel ist es, KI-Systeme zu entwickeln, die Radiologen unterstützen, ohne sie zu ersetzen. Das Modell lernt, indem es tausende Röntgenbilder mit den zugehörigen Patientenberichten analysiert. Je mehr Daten es erhält, desto genauer wird die automatisch generierte Diagnose. Ein entscheidender Durchbruch gelang, als Nicolson zusätzlich die Notfallaufzeichnungen der Patienten einbezog – wie die Hauptbeschwerde beim Eintritt, Vitalzeichen, Medikamente und Behandlungsverlauf. Diese zusätzlichen klinischen Daten verbesserten die Genauigkeit der KI-Berichte erheblich. „Wir nähern uns jetzt einer Phase, in der die Technologie in prospektiven klinischen Studien getestet werden kann“, sagt Nicolson. Aktuell läuft eine Pilotstudie in Zusammenarbeit mit dem Princess Alexandra Hospital in Brisbane, bei der die KI-Berichte mit menschlichen Diagnosen verglichen werden. Parallel dazu erforscht Dr. Arvin Zhuang am AEHRC, wie VLMs auch zur effizienten Auswertung von Bildern medizinischer Dokumente eingesetzt werden können – etwa von Notfallprotokollen oder Verschreibungen. Die Bild-basierte Verarbeitung ermöglicht eine schnellere und präzisere Informationssuche. Ethik und Fairness bleiben zentrale Anliegen. Nicolson betont, dass das Modell keine Entscheidungen allein treffen soll, sondern nur als Assistenzwerkzeug fungieren soll. Besonders wichtig ist die Berücksichtigung von Datenverzerrungen, um sicherzustellen, dass die KI für alle Bevölkerungsgruppen wirksam und gerecht ist. Die Forscher suchen zudem weitere Kliniken, um die Technologie in unterschiedlichen medizinischen Umgebungen zu testen. Die Entwicklung zeigt, dass KI im Gesundheitswesen nicht nur technologisch möglich, sondern auch ethisch verantwortbar eingesetzt werden kann – mit dem Ziel, Fachkräfte zu entlasten, die Diagnosegenauigkeit zu steigern und die Patientenversorgung zu verbessern.