US-Semiconductormarkt 2025: AI-Wettlauf, Exportkontrollen und Umstrukturierung
Im Jahr 2025 entwickelte sich die US-Semiconductor-Industrie unter dem Druck geopolitischer Spannungen, technologischer Wettbewerbe und tiefgreifender Unternehmensstrategien zu einem zentralen Schauplatz im globalen KI-Wettlauf. Der Höhepunkt war die Ernennung von Lip-Bu Tan als CEO von Intel im März, der sich sofort an die Umstrukturierung des Unternehmens machte. Innerhalb weniger Wochen kündigte Intel die Spaltung seiner nicht-kernnahen Geschäftsbereiche, darunter das Netzwerk- und Edge-Geschäft, an und begann mit massiven Kostensenkungen, darunter geplante Entlassungen von bis zu 21.000 Mitarbeitern und die Aufgabe von Produktionsprojekten in Deutschland und Polen. Gleichzeitig wurde die US-Regierung aktiv: Im August übernahm sie eine 10%-ige Beteiligung an Intel, wobei die Beteiligung an die Aufrechterhaltung einer Mindesteigenanteil von 50 % am Foundry-Geschäft geknüpft war. Parallel dazu erwarb das japanische Unternehmen SoftBank eine 2-Milliarden-Dollar-Stake, was als strategische Unterstützung für Intel verstanden wurde. Ein zentrales Thema blieb die Exportkontrolle von KI-Chips. Obwohl Präsident Joe Biden im Januar eine umfassende Exportregelung mit einer Dreistufenstruktur vorgeschlagen hatte – mit unterschiedlichen Beschränkungen für Länder der Stufen 1 bis 3 – wurde diese kurz vor Inkrafttreten im Mai von der Trump-Administration zurückgezogen. Stattdessen arbeitete das Weiße Haus an einem eigenen Framework, das jedoch bis September 2025 nicht veröffentlicht wurde. Die Spannungen spitzten sich weiter zu, als die USA im April die Exportlizenz für Nvidias H20-Chip erneut einschränkten, was zu Schätzungen von bis zu 5,5 Milliarden US-Dollar an Kosten für das Unternehmen führte. Gleichzeitig stieg die Kritik an den Maßnahmen – Anthropic unterstützte die Kontrollen, während Nvidia-Chef Jensen Huang eine skeptische Haltung einnahm und die Vorstellung von Schmuggel über „Baby-Bumps“ oder „lebende Hummer“ als absurd bezeichnete. Trotz der politischen Unsicherheit zeigte sich die Branche wirtschaftlich robust: Nvidia meldete im August Rekordzahlen mit einem 56-prozentigen Umsatzanstieg im Data-Center-Geschäft. Die Firma erhielt im Juli die Genehmigung, ihre H20-Chips und eine neue Markenlösung, die RTX Pro, in China zu verkaufen – unter der Bedingung, dass 15 % des Umsatzes an die US-Regierung fließen. Dieser Schritt war Teil eines größeren Tauschhandels, bei dem die Freigabe von Chip-Exporten mit Verhandlungen über seltene Erden verbunden war. Gleichzeitig kündigte Malaysia neue Exportgenehmigungen für US-gekauftes KI-Hardware an, um den Schmuggel zu kontrollieren. Die Wettbewerbsdynamik in der KI-Hardware brach weiter aus: AMD erwarb mehrere Start-ups – darunter Brium für Software-Optimierung und Enosemi für photonische Chips –, um seine Position gegenüber Nvidia zu stärken. Auch die Gerüchte um eine mögliche Kooperation zwischen Intel und TSMC, bei der die taiwanesische Firma eine 20-prozentige Beteiligung an einem gemeinsamen Foundry-Venture erhielte, unterstrichen die wachsende globale Verflechtung. Die geopolitische Spannung erreichte ihren Höhepunkt mit dem geplatzten Deal zwischen den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten, bei dem die UAE Milliarden an KI-Chips von Nvidia kaufen sollte – doch der Vertrag wurde aufgrund von Sicherheitsbedenken ausgesetzt. Zudem reagierte China mit einer Warnung gegenüber US-Exportbeschränkungen, die auch die Nutzung von Huawei-Chips weltweit untersagten. Bewertung durch Branchenexperten: Die US-Semiconductor-Industrie steht 2025 vor einem Paradox: Während technologische Innovationen und staatliche Investitionen voranschreiten, bleibt die politische Unsicherheit ein Dauerthema. „Die Kombination aus staatlicher Beteiligung, strategischen Allianzen und Exportkontrollen zeigt, dass die USA die Halbleiterindustrie als nationale Sicherheitsfrage betrachten“, sagt ein Analyst von Gartner. Intel, unter Tan, versucht, sich von einer „Management- zu einer Engineering-first-Organisation“ zu wandeln – doch die Verzögerungen im Ohio-Werk (bis 2031) und die massiven Entlassungen werfen Zweifel an der Umsetzbarkeit der Vision auf. Nvidia hingegen profitiert von der KI-Nachfrage, bleibt aber durch Exportbeschränkungen eingeschränkt. Die zunehmende Fragmentierung der globalen Lieferketten und die geopolitische Polarisierung könnten langfristig die Innovationsgeschwindigkeit beeinträchtigen – auch wenn die kurzfristigen Gewinne weiter steigen.