AI-Revolution fordert neue Sicherheitsansätze in der Cloud
Wiz-Gründer und CTO Ami Luttwak sieht in der raschen Entwicklung künstlicher Intelligenz eine tiefgreifende Transformation der Cloud-Sicherheit. Die 2020 gegründete Firma, die ursprünglich im Bereich Netzwerksicherheit anfing, musste sich mit dem Beginn der Pandemie schnell auf Cloud-Sicherheit umstellen – ein Schritt, der sich als entscheidend erwies. Innerhalb von 18 Monaten erreichte Wiz bereits 100 Millionen US-Dollar Umsatz im jährlichen wiederkehrenden Modell. Jetzt steht das Unternehmen vor einer neuen Herausforderung: Die Fähigkeit von KI, Code zu generieren, hat die Entwicklungszyklen um ein Vielfaches beschleunigt. Luttwak betont, dass heute jeder Entwickler innerhalb einer Stunde eine Anwendung „vibe-codieren“ kann – während Sicherheitsteams oft unterbesetzt sind und nicht mit dem Tempo mithalten können. Die Antwort: Sicherheit muss in den Entwicklungsprozess integriert werden, nicht als nachträgliche Hürde. Wiz setzt deshalb auf eine „demokratisierte“ Sicherheit, bei der Entwickler selbst für die Sicherheit ihrer Anwendungen verantwortlich sind – unterstützt durch intuitive Tools, die selbst Nicht-Spezialisten nutzen können. Der Fokus liegt auf der Vereinfachung komplexer Sicherheitsprozesse, ähnlich wie das iPhone die Benutzerfreundlichkeit revolutionierte. Luttwak warnt davor, die Rolle von KI zu überschätzen: Obwohl KI viel Code schreibt, bleibt der Bedarf an erfahrenen Ingenieuren für komplexe Systeme unverändert. Gleichzeitig steht Wiz vor der Herausforderung, KI intern zu nutzen, ohne Kundendaten zu gefährden – daher werden getrennte interne und externe Datenströme aufgebaut, etwa für automatisierte Support-Analysen. Obwohl die Firma nun durch die geplante Übernahme durch Google (32 Milliarden US-Dollar) an Größe gewinnt, sieht Luttwak keine Gefahr durch neue AI-native Startups. Sein Argument: Wiz verfügt über eine einzigartige Datenlage – es kennt Code, Netzwerke, Identitäten, Geheimnisse und Bedrohungen in mehreren Schichten, wie Google Maps mit verschiedenen Kartenebenen. Diese Tiefe des Umfeldverstehens ist schwer nachzuahmen. Die größte Bedrohung sehe er nicht im Wettbewerb, sondern in der Fähigkeit, sich selbst ständig neu zu erfinden – und das, während die Welt sich mit KI beschleunigt. Industriebeobachter sehen in der Wiz-Übernahme ein klares Signal: Big Tech erkennt, dass Cloud-Sicherheit nicht mehr nur ein technisches, sondern ein strategisches Kerngeschäft ist. Luttwaks Ansatz, Sicherheit in die Entwicklung zu integrieren, wird als wegweisend für die Zukunft der DevSecOps-Bewegung angesehen. Wiz gilt mittlerweile als Pionier in der „AI-erweiterten Sicherheit“, wobei die Balance zwischen Innovation und Risikomanagement entscheidend bleibt. Die Firma, die 2020 als Startup mit ambitionierten, aber unsicheren Zielen begann, hat sich zu einem der führenden Anbieter in einem hochdynamischen Markt entwickelt – und bleibt, laut Luttwak, trotz ihres Alters ein Startup im Geist.