GitHub verliert CEO und rückt enger in Microsofts CoreAI-Team ein
Nach dem Rücktritt von GitHub-Chef Thomas Dohmke zieht Microsoft die Plattform noch enger in seine Kernstruktur ein. Dohmke, der seit fast vier Jahren an der Spitze von GitHub stand, verlässt das Unternehmen, um erneut als Startup-Gründer tätig zu werden. Obwohl GitHub seit der Microsoft-Übernahme im Jahr 2018 als eigenständiges Unternehmen operiert hat, markiert Dohmkes Rücktritt einen tiefgreifenden Wandel in der Unternehmensführung. Microsoft ersetzt die CEO-Stelle nicht und verlegt die Verantwortung für GitHub nun direkt an die neue CoreAI-Abteilung, die von ehemaligem Meta-Manager Jay Parikh geleitet wird. Die CoreAI-Gruppe, die Anfang dieses Jahres formell gegründet wurde, vereint Microsofts Plattform- und Tools-Teams sowie die Developer Division und konzentriert sich auf die Entwicklung einer umfassenden KI-Plattform für interne und externe Nutzer. Seit 2021 war GitHub bereits strukturell an Microsoft angebunden – zunächst über Julia Liuson, Leiterin der Developer Division, die nun direkt an Parikh berichtet. Mit Dohmkes Ausscheiden entfällt die letzte hierarchische Schicht, die eine eigenständige Führung ermöglichte. In einer internen Mitteilung betonte Dohmke, dass GitHub weiterhin seine Mission verfolgen werde, aber nun enger mit der CoreAI-Organisation verbunden sei. Er bleibt bis Ende 2025 im Unternehmen, um die Übergabe zu unterstützen, und sprach von Stolz auf die globale, remote-first-Kultur, die das Team aufgebaut habe. Parikh beschrieb in einem Interview mit Notepad seine Vision einer „KI-Agenten-Fabrik“, bei der Unternehmen ihre eigenen KI-Systeme auf Basis von Microsofts Plattform entwickeln können – ähnlich wie Bill Gates einst die Idee verfolgte, Microsoft sei ein Unternehmen, das Software für andere Software entwickelt. Er setzt darauf, die gesamte Developer Division von Microsoft mit KI zu durchdringen. Dohmke war erst vor Kurzem im Podcast Decoder zu Gast, wo er über GitHub Copilot, „Vibe Coding“ und die Zukunft der KI-gestützten Softwareentwicklung sprach. Sein Abschied fällt gerade in eine Phase, in der GitHub zunehmend als Wettbewerbsfaktor im KI-Rennen gilt – und er könnte nun selbst einen direkten Konkurrenten für Microsofts KI-Strategie gründen. Bewertung und Kontext: Die Umstrukturierung unterstreicht Microsofts strategische Priorität, KI-Entwicklung und Entwicklungstools enger zu verknüpfen. Experten sehen in der Entfernung der CEO-Position eine klare Signalwirkung: GitHub wird nicht mehr als eigenständige Marke, sondern als KI-Infrastrukturkomponente wahrgenommen. Jay Parikh, ein erfahrener Tech-Manager mit Hintergrund bei Meta und Google, könnte die Integration beschleunigen – aber auch Risiken bergen, wenn die kreative Autonomie von GitHub eingeschränkt wird. Microsofts CoreAI-Team ist mittlerweile ein zentraler Baustein seiner KI-Strategie, und die Einbindung von GitHub verstärkt die Position als führender Anbieter von KI-gestützten Entwicklungswerkzeugen. Dohmkes Abgang könnte sowohl eine Chance für Innovation als auch eine Herausforderung für die Kultur von GitHub darstellen.