Deutsche Autoindustrie in Krise – Spanien muss aufwachen
Die deutschen Automobilhersteller, lange Zeit Inbegriff technischer Exzellenz und globaler Marktführer, stehen vor einer tiefgreifenden Krise. Die jüngsten Zahlen verdeutlichen, dass der Erfolg der vergangenen Jahrzehnte nicht mehr selbstverständlich ist. Mercedes-Benz meldete für das erste Halbjahr 2025 einen drastischen Rückgang der Gewinne um 56 % – von 6,1 auf 2,7 Milliarden Euro – und warnte, dass die Lage sich weiter verschlechtern könnte. Auch BMW ist betroffen: Der Vorsteuergewinn sank im zweiten Quartal um ein Drittel auf 2,6 Milliarden Euro, trotz der Versicherung durch die Führungsetage, „alles sei noch unter Kontrolle“. Schlimmer noch ist die Lage bei Porsche: Der Betriebsgewinn brach im zweiten Quartal um 91 % ein – von 1,7 auf nur noch 154 Millionen Euro. Hinter diesen Zahlen steht ein gemeinsames Problem: der Rückgang der Verkäufe in China, dem weltgrößten Automarkt. BMW verzeichnete einen Rückgang um 13,4 %, Mercedes um 7 % und VW um 10 % innerhalb eines Jahres. Gleichzeitig stieg der Absatz von Elektrofahrzeugen in China um 37,6 % und erreichte in nur sechs Monaten über 3,33 Millionen Einheiten, wie die Daten der Chinesischen Automobilhersteller-Verband (CPCA) zeigen. Ein zentrales Problem der deutschen Hersteller ist ihre fehlende Anpassung an die Erwartungen der chinesischen Konsumenten, insbesondere der jüngeren Generation. In China wird ein Auto nicht mehr nur nach Fahreigenschaften, sondern nach digitaler Integration bewertet. Fahrzeuge ohne Over-the-Air-Updates, nahtlose Smartphone-Integration oder ein umfassendes Ökosystem digitaler Dienste werden von jungen Käufern kaum noch in Betracht gezogen. Während chinesische Hersteller wie BYD, NIO oder XPeng mit intelligenten, vernetzten Fahrzeugen punkten, bleiben deutsche Marken hinterher. Ihre Fahrzeuge werden oft als technisch robust, aber digital veraltet wahrgenommen. Dieser Wettbewerbsnachteil wird durch die beschleunigte Elektrifizierung und Digitalisierung des Marktes verstärkt. Für Spanien, das ebenfalls auf die Automobilindustrie setzt – insbesondere mit der Ausweitung von Elektrofahrzeugen und Batterieproduktion –, ist dies eine dringende Warnung. Die deutsche Krise zeigt, dass technologische Vorreiterrolle allein nicht ausreicht. Der Erfolg hängt entscheidend von der Fähigkeit ab, sich den Veränderungen im Verbraucherverhalten, insbesondere in den Schwerpunktmärkten wie China, anzupassen. Spanien sollte daher nicht nur in Infrastruktur und Produktion investieren, sondern auch sicherstellen, dass die nationalen Hersteller und Zulieferer in die Entwicklung intelligenter, digitaler Mobilitätslösungen eingebunden sind. Die Zukunft der Automobilindustrie wird nicht mehr allein von Motoren, sondern von Software und Dienstleistungen bestimmt. Industrieanalysten betonen, dass die Krise der deutschen Automobilbranche ein Paradigmenwechsel signalisiert: „Die Ära des reinen Fahrzeugbauens ist vorbei“, sagt ein Experte der McKinsey & Company. „Wer nicht digital, vernetzt und kundenzentriert ist, verliert den Markt – auch wenn er noch so viele Kilometer pro Liter verbraucht.“ Die deutschen Hersteller, darunter Daimler, BMW und Volkswagen, müssen ihre Geschäftsmodelle radikal überdenken. Für Spanien bietet sich die Chance, aus den Fehlern der deutschen Nachbarn zu lernen und frühzeitig in digitale Mobilität, nachhaltige Produktion und lokale Innovationen zu investieren, um nicht am Rande der globalen Wertschöpfungskette zu bleiben.