Philips Hue: Lichter als Überwachungssystem mit MotionAware
Bei der IFA 2025 hat Philips mit der Neuauflage seines Hue Bridge Pro eine bemerkenswerte Wendung in der Smart-Home-Technologie eingeleitet: Lichter, die nun auch als Überwachungssensoren fungieren. Die neue Funktion namens MotionAware ermöglicht es, fast alle bestehenden Hue-LEDs – inklusive Modelle ab der zweiten Generation aus dem Jahr 2014 – dazu zu nutzen, Bewegungen in einem Raum zu erkennen, ohne dass neue Hardware erforderlich ist. Dabei nutzen die Lampen ihre bestehenden Funkfrequenzen, um eine Art Bewegungsdetektion über mehrere Lampen in einem Raum hinweg zu realisieren. Der Hue Bridge Pro, der für 99 US-Dollar erhältlich ist, verarbeitet die Daten lokal und ermöglicht so, dass die Lichter automatisch anspringen, wenn jemand den Raum betritt – oder, im Sicherheitsmodus, rot blinken, eine Alarmanlage auslösen oder über die Hue Secure-App Warnmeldungen aufs Smartphone senden, inklusive Option zur Polizei-Notrufintegration. Ein zentrales Argument für die Funktion ist die Nutzung bestehender Infrastruktur: Es braucht keine neuen Sensoren oder Lampen, sondern lediglich das neue Bridge-Modell, das zudem die Anzahl an steuerbaren Geräten auf das Dreifache erhöht und nun auch über Wi-Fi statt nur per Ethernet kommuniziert. Für die Nutzung der Sicherheitsfunktionen fallen monatlich 1 Dollar für Cloud-Dienste und jährlich 40 Dollar für die Hue Secure-Abonnement-Option an. Philips betont, dass alle Bewegungsdaten lokal auf dem Bridge Pro gespeichert werden, was die Datenschutzbedenken etwas mindert – dennoch bleibt die Vorstellung, dass Lichter in Schlafzimmern, Fluren oder Wohnzimmern ständig „beobachten“, für viele potenziell beunruhigend. Die Integration in das Hue Secure-Ökosystem erweitert die Funktionen über einfache Lichtsteuerung hinaus: Bewegungserkennung kann nun Teil eines umfassenderen Sicherheitssystems werden, das Kamera, Sensoren und Alarme miteinander verbindet. Ob man dies als praktische Automatisierung oder als neues Risiko der digitalen Überwachung sieht, hängt stark vom individuellen Sicherheitsbedürfnis ab. Die Technologie ist technisch beeindruckend und zeigt, wie sich Smart-Home-Geräte zunehmend über ihre ursprüngliche Funktion hinaus entwickeln. Industriebeobachter sehen in der Entwicklung eine klare Trendwende: „Philips zeigt, wie man aus bestehender Hardware neue Funktionen extrahiert – aber auch, wie schnell die Grenzen zwischen Beleuchtung und Überwachung verschwimmen“, sagt ein Experte für IoT-Sicherheit. Die Fähigkeit, Lichter als passive Wächter zu nutzen, könnte besonders in ländlichen oder abgelegenen Wohngebieten attraktiv sein. Gleichzeitig wirft die Funktion aber ernsthafte Fragen nach Privatsphäre, Datenspeicherung und möglicher Missbrauchspotenzial auf. Philips bleibt dabei mit seinem lokalen Datenansatz im Vorteil, doch die Akzeptanz hängt entscheidend von der Transparenz und Kontrolle ab, die Nutzer über ihre Daten haben. Für viele bleibt die Frage: Will ich wirklich, dass meine Lampe weiß, wann ich ins Bad gehe – und wer weiß das sonst noch?