AWS-Chef warnt vor Ersatz von Junioren durch KI
Matt Garman, Chef der Cloud-Abteilung von Amazon (AWS), hat vor der Entlassung junger Mitarbeiter im Zuge der Einführung von Künstlicher Intelligenz gewarnt und diese Entwicklung als „dummste Sache, die ich je gehört habe“, bezeichnet. In einem Gespräch mit dem „Matthew Berman“-Podcast betonte er, dass Einsteiger oft die kostengünstigsten Mitarbeiter seien und sich besonders gut mit KI-Tools anfreunden würden. Gleichzeitig warnte er davor, dass ein Verzicht auf die Einstellung junger Talente langfristig die Innovationskraft und das Wissenstransferpotenzial eines Unternehmens gefährde. „Wie soll das funktionieren, wenn wir in zehn Jahren keine Menschen mehr haben, die jemals etwas aufgebaut oder gelernt haben?“, fragte Garman. Er plädiert dafür, weiterhin Absolventen einzustellen und sie in Softwareentwicklung, Problemlösung und best practices zu schulen. Seiner Ansicht nach sind kritische Fähigkeiten wie kreatives Denken, Anpassungsfähigkeit und Problemlösungsstrategien in einer KI-geprägten Zukunft weitaus wertvoller als Spezialwissen auf einem einzigen Gebiet. „Wenn du dich darauf festlegst, dass du für 30 Jahre ein Experte für eine Sache sein wirst, dann wird das in 30 Jahren nicht mehr relevant sein“, sagte Garman. Seine Aussagen kommen angesichts einer wachsenden Debatte über die Rolle von KI im Arbeitsleben. OpenAI-Chef Sam Altman hatte bereits im Juni festgestellt, dass KI-Agenten bereits wie Junior-Mitarbeiter agieren – indem sie Aufgaben übernehmen, Feedback geben und Zusammenarbeit organisieren. Google-Experte Jeff Dean prognostizierte, dass KI innerhalb eines Jahres die Fähigkeiten eines Junior-Softwareentwicklers nachahmen könnte. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Zahlen wider: Laut Goldman Sachs ist die Arbeitslosenrate für Menschen im Alter von 20 bis 30 Jahren in der Tech-Branche seit Anfang 2024 um fast drei Prozentpunkte gestiegen – mehr als viermal so stark wie der Gesamtdurchschnitt. Der Chefökonom Jan Hatzius schätzt, dass generative KI bislang 6 bis 7 Prozent aller US-Arbeitsplätze verdrängen könnte. Nicht alle teilen jedoch die Sorge um den Verlust junger Fachkräfte. GitHub-Chef Thomas Dohmke betonte, dass junge Ingenieure oft frische Perspektiven mitbringen und schneller mit neuen Technologien wie KI umgehen können, da sie weniger an traditionelle Arbeitsweisen gebunden sind. „Sie haben eine offene Haltung, keine Angst vor Veränderung“, sagte er im Juli im Podcast „The Pragmatic Engineer“. Industriebeobachter sehen Garmans Warnung als wichtigen Impuls: In einer Zeit, in der KI zunehmend Routineaufgaben übernimmt, bleibt die menschliche Fähigkeit zum Lernen, Innovieren und kritisches Urteilen entscheidend. AWS, das weltweit führende Cloud-Unternehmen, setzt weiter auf eine Balance zwischen KI-Integration und menschlicher Entwicklung – ein Ansatz, der als Modell für andere Tech-Giganten gelten könnte.