China untersucht Sicherheitsrisiken von Nvidia-H20-Chips
Nvidia darf nun ihre H20 HGX-Grafikprozessoren weiterhin an chinesische Unternehmen verkaufen, ohne dass eine obligatorische US-Exportgenehmigung erforderlich ist. Dennoch steht das Unternehmen vor neuen Herausforderungen: Die chinesische Cyberspace Administration (CAC) hat Nvidia vor Kurzem zur Stellungnahme geladen, um Klarheit über mögliche Sicherheitslücken im H20-Chip zu erhalten. Hintergrund sind Befürchtungen, dass die Hardware sensible Nutzerdaten preisgeben oder versteckte Tracking-Funktionen enthalten könnte. Diese Sorge ist indirekt auf eine US-Gesetzesinitiative zurückzuführen, die vorsieht, dass exportbeschränkte KI-Beschleuniger wie die H100, H200, B100 und B200 mit Ortungs- und Nachverfolgungsfunktionen ausgestattet werden müssen. Chinesische Behörden befürchten, dass solche Funktionen die Privatsphäre und nationale Sicherheit gefährden könnten. Der H20 ist eine abgespeckte Version der H100, speziell für den chinesischen Markt entwickelt, nachdem die USA 2023 Leistungsbeschränkungen für hochleistungsfähige Chips nach China verhängt hatten. Obwohl der Chip nicht mehr unter US-Exportbeschränkungen fällt – auch wenn die USA ihn kurzzeitig wieder eingeschränkt hatten, um Verhandlungen mit China zu fördern – enthält er keine eingebauten Tracking-Systeme. Die CAC-Behörde hat somit offensichtlich keine konkreten technischen Beweise für Sicherheitslücken vorgelegt, sondern reagiert eher auf geopolitische und strategische Entwicklungen. Analysten vermuten, dass die Aktion weniger aus echten Sicherheitsbedenken als vielmehr aus einem politischen Ziel resultiert: die Förderung heimischer KI-Hardware-Unternehmen wie Cambricon, Biren oder Huawei. China will seine Abhängigkeit von US-Technologie verringern und den Markt für lokale Chips stärken. Tilly Zhang von Gavekal betont, dass Peking mittlerweile mehr Vertrauen in seine eigene Chip-Entwicklung hat als früher. Dennoch bleibt die Abhängigkeit von Nvidia stark, vor allem wegen der weit verbreiteten CUDA-Software-Plattform, die für die meisten KI-Anwendungen entscheidend ist. Charlie Chai von 86Research sieht die Warnung vor allem als symbolische Gegenreaktion auf US-Druck, nicht als ernsthafte Bedrohung für Nvidias Geschäftsmodell. Es ist unwahrscheinlich, dass China einen umfassenden Verkaufsverbot für Nvidia-Hardware verhängt. Ähnliche Vorwürfe gab es bereits früher: So verbot China 2023 den Einkauf von Speicherchips von Micron für kritische Infrastruktur, und auch Intel war Gegenstand von Sicherheitsbedenken, ohne dass dies zu konkreten Maßnahmen führte. Insgesamt zeigt die aktuelle Entwicklung, wie sich technologische Abhängigkeiten zunehmend in geopolitische Auseinandersetzungen verwandeln. Während China die technische Überlegenheit von Nvidia weiterhin nutzt, setzt es gleichzeitig auf autarke Entwicklung und Marktprotektion. Für Nvidia bleibt die Lage komplex: Obwohl keine unmittelbare Bedrohung besteht, könnte die zunehmende Regulierung und politische Unsicherheit langfristig die Marktposition in China belasten.