Altman: OpenAI veröffentlichte Modelle aus Angst vor chinesischer Dominanz
OpenAI-Chef Sam Altman hat in einem Medien-Interview mit CNBC erklärt, dass der Druck durch chinesische Open-Source-Modelle eine entscheidende Rolle bei der frühen Veröffentlichung der neuen Open-Weight-Modelle von OpenAI spielte. „Es war klar, dass, wenn wir das nicht tun würden, die Welt hauptsächlich auf chinesischen Open-Source-Modellen aufbauen würde“, sagte Altman. Diese Entwicklung sei zwar nicht der einzige, aber ein „wichtiger Faktor“ gewesen, der die Entscheidung beeinflusst habe. Die beiden neuen Modelle, gpt-oss-120b und gpt-oss-20b, wurden am 5. August veröffentlicht – das erste Mal seit GPT-2 im Jahr 2019, dass OpenAI ein Modell mit offenen Gewichten freigibt. Während gpt-oss-120b für leistungsstarke Rechner konzipiert ist, soll gpt-oss-20b auf den meisten Desktops und Laptops lauffähig sein. Im Gegensatz zu den geschlossenen Modellen wie GPT-3, GPT-4 oder dem kürzlich vorgestellten GPT-5 können Nutzer die Open-Weight-Modelle lokal ausführen und anpassen. Altman betonte, dass die Veröffentlichung Teil der Mission von OpenAI sei, „eine künstliche allgemeine Intelligenz (AGI) zu schaffen, die der gesamten Menschheit nützt“. In einem Beitrag auf X (früher Twitter) bezeichnete er die Modelle als „das beste und verwendbarste Open-Source-Modell der Welt“. Ziel sei es, eine offene AI-Infrastruktur aus den USA zu fördern, die auf demokratischen Werten beruhe, kostenlos zugänglich sei und für globale Vorteile sorge. Die Bewegung hin zu offenen Modellen ist nicht auf OpenAI beschränkt: Meta hat bereits mit seinen Llama-Modellen eine ähnliche Strategie verfolgt, wobei CEO Mark Zuckerberg jedoch vor zu großer Offenheit warnt. Der Erfolg chinesischer Start-ups wie DeepSeek mit ihrem hochleistungsfähigen, kostengünstigen R1-Modell im Januar hatte weltweit Aufmerksamkeit erregt. US-Präsident Donald Trump hatte damals die Leistung von DeepSeek als „positiv“ und als „Weckruf“ für die amerikanische Technologiebranche gewertet. In einer Reddit-AMA im Januar hatte Altman selbst zugegeben, dass OpenAI bisher auf der „falschen Seite der Geschichte“ gewesen sei und eine neue Open-Source-Strategie brauche. Die aktuelle Entscheidung markiert einen strategischen Wandel für OpenAI, der sich an den globalen Trends orientiert, insbesondere an der wachsenden Bedeutung von Open-Source-Intelligenz aus Asien. Experten sehen darin eine Reaktion auf geopolitische und technologische Herausforderungen, die den US-amerikanischen Vorsprung in der KI bedrohen könnten. Die Verbreitung von Open-Weight-Modellen könnte die Innovationsgeschwindigkeit beschleunigen, birgt aber auch Risiken hinsichtlich Sicherheit und Missbrauch. Unternehmen wie OpenAI und Meta stehen nun vor der Herausforderung, Offenheit mit Verantwortung zu verbinden. In der Branche wird die Entwicklung als Meilenstein gesehen: OpenAI positioniert sich nun stärker als Befürworter einer offenen KI-Ökonomie, während gleichzeitig die geopolitische Dimension der KI-Entwicklung deutlicher wird. Die Entscheidung könnte den Weg für weitere US-amerikanische Unternehmen ebnen, ihre Modelle offen zu legen – nicht zuletzt um den wachsenden Einfluss chinesischer KI-Unternehmen zu kontern.