OpenAI fördert kritisches Denken statt einfache Antworten von ChatGPT
OpenAI-Chefin für Bildung, Leah Belsky, betont, dass Schüler ChatGPT nicht als „Antwortmaschine“ nutzen sollten, sondern als Werkzeug zur Förderung kritischen Denkens und Kreativität. In einem Podcast-Interview unterstreicht sie, dass KI in der Bildung nicht als Ersatz für Lernprozesse, sondern als Unterstützung verstanden werden muss. Sie vergleicht die Technologie mit einem Taschenrechner: Wichtig sei nicht die Existenz des Tools, sondern, wie es genutzt wird. Wenn Schüler lediglich auf direkte Antworten aus KI setzen, verpassen sie den Lerngewinn. Stattdessen soll KI dazu dienen, den Prozess des „produktiven Kampfes“ – also das Herausforderungserleben beim Lösen von Problemen – zu fördern, was nachweislich entscheidend für tiefes Verständnis ist. Um dies zu unterstützen, hat OpenAI kürzlich „Study Mode“ in ChatGPT eingeführt. Dieser Modus stellt gezielte Fragen, die auf das individuelle Leistungsniveau und die Lernziele des Schülers abgestimmt sind, und lenkt die Interaktion so, dass der Nutzer aktiv denkt und selbstständig weiterarbeitet. Ziel ist es, die KI nicht als Ausweichmöglichkeit, sondern als Lernpartner zu positionieren. Belsky plädiert zudem dafür, dass Coden als zentrale „Grundkompetenz“ jedes Schülers wird. Insbesondere durch sogenanntes „Vibe Coding“ – das Erstellen von Code mittels natürlicher Sprache – wird das Programmieren zugänglicher. Allerdings warnt sie davor, blind auf KI-Code zu vertrauen, da Fehler häufig auftreten. Daher sei ein gewisses Grundwissen notwendig, um die Ergebnisse zu überprüfen. Auch andere Unternehmen wie Kira Learning, gegründet von Google Brain-Gründer Andrew Ng, arbeiten an Lösungen, um Lernprozesse durch gezielte „Reibung“ in der Interaktion mit KI zu stärken. Der CEO, Andre Pasinetti, erklärt, dass der Einsatz von KI-Agents bewusst so gestaltet werden soll, dass Schüler nicht einfach Antworten erhalten, sondern durch Herausforderungen zum Nachdenken und Experimentieren angeregt werden. Derzeit liegt die Verantwortung für die Entwicklung solcher Ansätze vor allem bei Tech-Unternehmen, da Schulen und Hochschulen oft hinterherhinken. Ökonomen wie Tyler Cowen von der George Mason University kritisieren, dass das Bildungssystem weiterhin auf die Maximierung von Noten ausgerichtet ist – eine Fähigkeit, die durch KI zunehmend obsolet wird. Der Fokus müsse stattdessen auf dem Erlernen von Problemlösungsfähigkeiten, Kreativität und kritischem Denken liegen. Industrieexperten sehen in diesen Entwicklungen einen wichtigen Paradigmenwechsel: KI ist kein Feind des Lernens, sondern ein Instrument, das nur dann sinnvoll ist, wenn es bewusst und strategisch eingesetzt wird. Die Zukunft der Bildung liegt nicht in der Vermeidung von KI, sondern in der Gestaltung von Lernumgebungen, die sie als Teil des Lernprozesses integrieren – mit Augenmerk auf tieferes Verständnis statt auf schnelle Antworten.