Haro-Abbrecher launchen stille AI-Brillen mit ständiger Aufzeichnung
Zwei ehemalige Harvard-Studenten, AnhPhu Nguyen und Caine Ardayfio, launchen mit ihrer Firma Halo eine neue Generation von „always-on“-KI-Smartglasses namens Halo X, die kontinuierlich Gespräche aufnehmen, transkribieren und in Echtzeit relevante Informationen auf der Brille anzeigen. Ziel sei es, den Träger „instant intelligent“ zu machen – quasi ein „unendliches Gedächtnis“ zu schaffen. Die Glasses reagieren auf komplexe Fragen, etwa mathematische Berechnungen, und liefern Antworten über eine KI, die auf Google Gemini und Perplexity basiert. Die Entwicklung wird mit einer ersten Finanzierungsrunde von 1 Millionen US-Dollar durch Pillar VC und weitere Investoren unterstützt. Die Pre-Order-Option für 249 US-Dollar startet bereits am Mittwoch. Im Gegensatz zu Meta’s Smartglasses, die über eine Lichtanzeige warnen, wenn Mikrofon oder Kamera aktiv sind, verzichten die Halo X auf eine externe Anzeige, um diskret zu bleiben – was zu erheblichen Datenschutzbedenken führt. Ardayfio betont, dass die Geräte nur Audio aufnehmen, die Aufnahmen sofort löschen und keine dauerhafte Speicherung vornehmen. Die Transkription erfolgt über Soniox, das laut Angaben nicht aufzeichnet. Halo verspricht zudem Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und die geplante Erreichung von SOC 2-Zertifizierung, ohne jedoch konkrete Beweise oder Fristen zu nennen. Die beiden Gründer haben bereits in der Vergangenheit kontroverse Projekte entwickelt: Mit I-XRAY demonstrierten sie, wie Facial Recognition auf Meta-Ray-Ban-Glasses angebaut werden kann, um Personen ohne deren Wissen zu identifizieren. In einem Demo-Video wurden Passanten ohne Einwilligung erkannt und deren persönliche Daten angezeigt – ein klares Risiko für die Privatsphäre. Obwohl sie die Gefahren eingestanden haben – etwa die Gefahr, dass jemand jemanden verfolgt – setzen sie nun erneut auf eine Technologie, die in öffentlichen Räumen unauffällig überwachen kann. Rechtlich ist die Nutzung in mehreren US-Bundesstaaten mit Zwei-Parteien-Einwilligungsgesetzen problematisch. Ardayfio erklärt, dass die Verantwortung für die Einholung von Zustimmung bei den Nutzern liege. Datenschützer wie Eva Galperin vom Electronic Frontier Foundation warnen jedoch vor der Normalisierung ständiger, versteckter Aufzeichnungen, die das Erwartungsniveau an Privatsphäre in Gesprächen untergraben. Die Technologie könnte leicht missbraucht werden, insbesondere wenn zukünftige Versionen eine Kamera erhalten. Bislang sind die Halo X nur mit Mikrofon und Display ausgestattet und erfordern ein Smartphone als Rechenkraftquelle über eine App. Die KI-Verarbeitung erfolgt extern, da die Brille selbst nicht über ausreichende Leistung verfügt. Trotz der technischen Ambitionen bleibt die Glaubwürdigkeit der Gründer fraglich – vor allem, da sie selbst als ehemalige Studenten mit einer Geschichte von Datenschutzverletzungen auftreten. Die Einführung eines solchen Produkts stellt nicht nur eine technologische, sondern auch eine ethische Herausforderung dar. Die Halo X-Brille könnte als früher Schritt hin zu „Vibe Thinking“ gelten – einer Zukunft, in der KI nahtlos in das menschliche Denken integriert ist. Doch ohne klare Transparenz, verbindliche Datenschutzmaßnahmen und gesetzliche Einhaltung bleibt die Frage offen, ob diese Technologie mehr als eine Gefahr für die Privatsphäre darstellt.