Microsofts Gaming-Copilot: AI-Hilfe statt Spielererfahrung
Microsofts neuer Gaming Copilot, integriert in die Xbox Game Bar auf Geräten wie dem ROG Xbox Ally X, versucht, die Spielererfahrung durch künstliche Intelligenz zu verbessern – doch die Realität bleibt enttäuschend. Während das Unternehmen darauf abzielt, Nutzer bei der Nutzung von Spielen mit AI-Unterstützung zu begleiten, wirkt der Copilot oft überflüssig, fehlgeleitet oder sogar kontraproduktiv. In mehreren Demonstrationen, etwa mit Final Fantasy XVI, erklärte er selbstverständliche Dinge wie „Der Quest-Zielort ist direkt vor dir – die Treppe runter“, obwohl der Spieler die Zielmarke bereits auf der Karte sah. Die AI reagiert auf einfache Fragen mit einer überheblichen Sicherheit, die an einen belehrenden Lehrer erinnert, der die offensichtlichen Dinge betont, während er die entscheidenden Details übergeht. Beim Test mit Hades II erklärte der Copilot, man müsse mehr Durchläufe absolvieren, um Kudos zu erhalten – korrekt, aber unvollständig. Er verschwieg, dass man Kudos auch durch Verkauf von Gegenständen beim Wretched Broker sammeln kann. Ähnlich verhielt es sich in Indiana Jones and the Great Circle: Die AI empfahl fälschlicherweise eine „Item-Wheel“-Steuerung per Bumper, obwohl die Waffenwechsel über die D-pad-Taste funktionieren. Auch bei der Bewegungstechnik riet sie falsch – „nudgen“ des Analogsticks statt Klicks zur Seiteneigung. Diese Fehler sind nicht nur irritierend, sondern gefährlich, da sie Spieler in die falsche Richtung führen können. Zudem kann der Copilot keine Systemeinstellungen selbst vornehmen. Nach einer ausführlichen Anfrage zur Optimierung von Grafik und FPS in Indiana Jones riet er zu 720p-Auflösung und „Turbo“-TDP, obwohl der Gerätetyp (ein $1.000-Handheld) bei 1080p stabil über 40 FPS lief. Die Empfehlung war daher nicht nur überflüssig, sondern kontraproduktiv. Die AI agiert mit einem autoritären britischen Akzent, der Fehlentscheidungen nur noch dramatischer wirken lässt. Die größte Kritik liegt jedoch in der Philosophie: Spielentwicklung basiert auf Entdeckung, Herausforderung und kreativem Problemlösen – wie in Uncharted 4, wo Spieler durch verschiedene Wege bergab fahren können, ohne dass es einen „richtigen“ Weg gibt. Eine AI, die den Weg vorgibt, zerstört diesen kreativen Prozess und führt zu einer erlebnisarmen, handlungsorientierten Spielweise, die der Essenz von Games widerspricht. Insbesondere bei schlecht gestalteten Spielen könnte der Copilot zu einer Art „Verbandslösung“ werden, die technische Mängel verschleiert, statt sie zu beheben. Trotzdem bleibt Raum für Optimismus: Als Beta-Produkt hat der Copilot noch Entwicklungspotenzial. Wenn Microsoft in Zukunft eine „Copilot Actions“-App nutzt, die wirklich Einstellungen automatisiert – etwa die optimale Grafik- und Leistungsprofiel für jedes Spiel –, könnte die AI wertvoll werden. Doch bis dahin: Der Gaming Copilot ist weniger ein Helfer als ein störender Begleiter, der mehr verunsichert als unterstützt. Die Hoffnung liegt darin, dass Microsoft lernt, dass Spieler nicht nur Antworten wollen, sondern auch die Freiheit, selbst zu entdecken – und dass eine AI nicht nur klug klingen, sondern auch verstehen muss, was ein Spiel wirklich ist. Industrieexperten sehen die Entwicklung kritisch: „Microsoft verwechselt Assistenz mit Übersteuerung“, sagt ein Entwickler aus dem Indie-Sektor. „Die beste AI im Spiel ist die, die sich zurückhält.“ Die ROG Xbox Ally X, obwohl technisch beeindruckend, wird durch diese Funktion eher als „PC-ähnlicher Konsole“ wahrgenommen – mit allen Vor- und Nachteilen. Microsofts Ziel, PC-Gaming zu vereinfachen, ist legitim, doch die Umsetzung muss sich von der Überforderung durch KI unterscheiden. Erst wenn die AI versteht, dass Spielern nicht nur die Lösung, sondern auch die Reise wichtig ist, wird sie wirklich nützlich.