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Hohe Initiative zählt mehr als Erfahrung in der AI-Zeit

vor 5 Tagen

Bei Duolingo war der ehemalige Produktchef Albert Cheng überzeugt, dass tiefgreifende Erfahrung nicht immer der entscheidende Faktor für herausragende Leistungen ist. In einer Episode von „Lenny’s Podcast“, die am Sonntag veröffentlicht wurde, betonte er, dass „hohes Handlungsbewusstsein“ – oder „high agency“ – oft wichtiger sei als jahrelange Expertise. Laut Cheng seien die besten Mitarbeiter oft nicht diejenigen mit umfangreicher Branchenerfahrung, sondern Menschen mit hoher Energie, schnellem Denktempo und einem starken Engagement für die Unternehmensmission. „Sie kümmerten sich um das Ziel, brauchten aber nicht unbedingt tiefes Fachwissen“, sagte er. Besonders im dynamischen Bereich der Künstlichen Intelligenz, wo sich Technologien und Ansätze rasant verändern, könne Erfahrung sogar hinderlich sein. „Viele erlernte Gewohnheiten müssen bewusst abgelegt werden“, warnte er. Stattdessen empfahl er einen „Anfängergeist“ – eine offene, neugierige Haltung, die es ermöglicht, sich schnell anzupassen und neue Wege zu finden. Cheng, der drei Jahre bei Duolingo und fast zwei Jahre bei Grammarly tätig war, ist seit 2023 Chief Growth Officer bei Chess.com. In der Podcastsitzung erklärte er, wie er bei der Rekrutierung auf „high agency“ setzt – und zwar weit über den klassischen Bewerbungsgesprächsablauf hinaus. Wichtige Indikatoren seien die Fragen, die Kandidaten stellen, ob sie das Produkt bereits selbst ausprobiert und tiefgehend genutzt haben, sowie deren Kommunikationsstil bei der Terminabsprache und die Energie, die sie in das Gespräch bringen. „Ich habe gelernt, diese Faktoren viel stärker zu berücksichtigen als früher, als ich noch ausschließlich auf meine standardisierten Fragen im Bewertungsraster geschaut habe“, sagte er. Seine Ansicht teilen zunehmend führende Tech-Manager. Liang Wenfeng, Gründer des chinesischen KI-Labors DeepSeek, betonte 2023, dass Kreativität und Leidenschaft langfristig wichtiger seien als Erfahrung. „Für kurzfristige Ziele ist Erfahrung sinnvoll, aber für die Zukunft zählen grundlegende Fähigkeiten, Kreativität und Begeisterung“, sagte er. Auch Ryan Roslansky, CEO von LinkedIn, hob in einer jüngsten Podiumsdiskussion hervor, dass Initiative und Anpassungsfähigkeit künftig entscheidender sein werden als Prestigestudien oder Elite-Ausbildung. „Die Zukunft der Arbeit gehört nicht mehr den Menschen mit den besten Abschlüssen, sondern denen, die lernbereit, zukunftsorientiert und bereit sind, KI-Tools zu nutzen“, so Roslansky. Diese Perspektive spiegelt einen tiefgreifenden Wandel im Tech-Bereich wider: Die Fähigkeit, sich schnell zu entwickeln, eigenständig zu handeln und Neues zu wagen, wird zunehmend höher bewertet als klassische Qualifikationen. Unternehmen suchen nicht mehr nur nach Spezialisten, sondern nach „Macher“ mit Energie und Vision – ein Trend, der besonders in der KI-Ära an Bedeutung gewinnt.

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