GPT-5 flop bei Konsumenten, Erfolg im Enterprise-Bereich
Die Einführung von GPT-5 verlief für Verbraucher enttäuschend: Die Nutzeroberfläche wurde als weniger intuitiv kritisiert, was dazu führte, dass OpenAI die ältere Version GPT-4 für zahlende Chatbot-Nutzer wiederherstellen musste. Doch der Fokus lag nie auf dem Endkunden. GPT-5 ist Teil von OpenAIs strategischem Schwenk in die Enterprise-Branche, wo der Wettbewerb mit Anthropic, dem Marktführer im Unternehmenssegment, besonders intensiv ist. Innerhalb einer Woche nach dem Launch integrierten Startups wie Cursor, Vercel und Factory GPT-5 als Standardmodell in zentrale Produkte – motiviert durch schnellere Einrichtung, bessere Ergebnisse bei komplexen Aufgaben und günstigere Preise. Besonders in der Codegenerierung und Schnittstellengestaltung zeigt GPT-5 nun Konkurrenzfähigkeit oder Überlegenheit gegenüber Anthronics Claude, einem Bereich, in dem Anthropic bisher dominierte. Box-Chef Aaron Levie bezeichnete GPT-5 als „Durchbruch“, insbesondere bei der Verarbeitung langer, logisch anspruchsvoller Dokumente wie Mietverträgen oder Produktroadmaps. Hinter den Kulissen hat OpenAI eine eigene Enterprise-Vertriebsteam mit über 500 Mitarbeitern aufgebaut, das unabhängig von Microsoft agiert, obwohl dieser weiterhin Cloud-Partner und Hauptinvestor bleibt. Kunden können GPT-Modelle über Azure oder direkt über OpenAI nutzen – die Kontrolle über API und Benutzererfahrung bleibt beim Unternehmen. Obwohl die Betriebskosten der Modelle hoch sind und OpenAI voraussichtlich 2024 rund 8 Milliarden Dollar verbrauchen wird, gewinnt das Unternehmen an Boden im Unternehmenssektor. GPT-5-API-Nutzung stieg deutlich an: Coding- und Agentenarbeiten vervielfachten sich, und die Nutzung für komplexe Schlussfolgerungen wuchs um mehr als das Achtfache. Unternehmen zeigen starkes Interesse an Planungs- und mehrstufigen Denkprozessen. Plattformen wie Qodo testeten GPT-5 gegen Top-Modelle wie Gemini 2.5, Claude Sonnet 4 und Grok 4 und stellten fest, dass es besonders gut bei der Erkennung kritischer Fehler – etwa Sicherheitslücken – abschneidet. Vercel machte GPT-5 zum Standard in seiner „Vibe Coding“-Plattform, die natürliche Sprache in funktionierende Webanwendungen umwandelt, und lobte dessen Fähigkeit, komplexe Anweisungen zu verarbeiten. CTO Malte Ubl sagte, Claude sei früher „unangefochten“ im Code-Bereich gewesen, doch GPT-5 habe nun „aufgeholt“ und sei sogar kreativer bei Prototypen und Produktgestaltung. Für Factory war die Preisgestaltung entscheidend: Günstigere Inferenzkosten ermöglichen es Nutzern, kreativer und risikofreier zu experimentieren. Lovable-Chef Anton Osika berichtete, dass GPT-5 in Tests „mächtiger“ und „intelligenter“ in komplexen Szenarien sei, insbesondere bei der eigenständigen Aktion und Reflexion. Box-Chef Levie betonte, dass die größten Fortschritte nicht im Code, sondern in der Automatisierung von Geschäftsprozessen sichtbar seien – eine Schlüsselrolle für künftige AI-Agenten im Unternehmen. Bewertung: Branchenexperten sehen in GPT-5 eine entscheidende Wende für OpenAI. Während Anthropic mit einem 80-prozentigen Enterprise-Anteil und 17fachem Jahreswachstum führt, zeigt OpenAI mit GPT-5 eine klare Beschleunigung im Unternehmenssegment. Die Kombination aus Leistung, Preis und Flexibilität könnte die Kundenloyalität stärker beeinflussen als je zuvor. OpenAI hat mit GPT-5 nicht nur eine technische Verbesserung geliefert, sondern eine strategische Wende in Richtung Enterprise-Überlegenheit vollzogen – ein Schritt, der die Zukunft der KI im Business maßgeblich prägen könnte.