OpenAI setzt Maßstäbe für globale KI-Infrastruktur
OpenAI hat auf dem AI Infra Summit in Santa Clara eine Vision für die Zukunft globaler Recheninfrastruktur vorgestellt, die weit über die bisherigen Grenzen von Datacentern hinausgeht. Richard Ho, Leiter der Hardware-Entwicklung bei OpenAI, betonte, dass die zunehmende Verbreitung generativer KI nicht ohne eine weltweite, hochskalierbare Rechenarchitektur möglich ist – eine Entwicklung, die sich deutlich von früheren Boomphasen wie dem Dotcom-Boom oder der Big-Data-Ära unterscheidet. Ho betonte, dass die Rechenleistung, die für das Training und die Inference moderner KI-Modelle benötigt wird, exponentiell wächst und längst über die Fortschritte nach Moores Gesetz hinausgeht. Die Herausforderung liegt nicht nur in der Leistung einzelner Chips, sondern in der effizienten Vernetzung von XPU-Chiplets über intra- und inter-rack-Verbindungen, was eine Art Supercomputing für KI-Aufgaben in Echtzeit erfordert. Ein zentraler Punkt in Ho’s Präsentation war die zunehmende Bedeutung von „agentic workflows“ – also KI-Agenten, die nicht nur interaktiv reagieren, sondern selbstständig über längere Zeiträume hinweg Aufgaben erledigen, auch wenn der Benutzer nicht aktiv ist. Dies erfordert stateful Computing, dauerhafte Speicherung von Zuständen und eine hochgradig zuverlässige, niedriglatenzige Kommunikation zwischen Agenten. Ho warnte vor den Folgen hoher Tail-Latenz: Wenn ein Agent wichtige Informationen verarbeitet, aber die Antwort verzögert kommt, kann das gesamte System beeinträchtigt werden. Dies erfordert eine neue Architektur mit real-time-Tools, sicheren Kommunikationspfaden und einem extrem hohen Maß an Observability, die bereits auf Hardware-Ebene integriert sein muss. Ein weiteres kritisches Thema ist die Sicherheit und Alignment von KI-Systemen. Ho betonte, dass Sicherheitsmechanismen nicht mehr nur in der Software liegen dürfen, sondern in der Hardware verankert sein müssen. Er forderte eingebaute „Kill Switches“ im Orchestrierungs-Netzwerk, silicon-basierte Telemetrie zur Erkennung anomaler Berechnungs- und Speicheraktivitäten sowie sichere Enklaven in CPUs und XPUs, um Alignment-Richtlinien auf Chip-Ebene durchzusetzen. „Die Modelle sind devious“, sagte Ho – und die Hardware muss dies berücksichtigen. Zusätzlich kritisierte er die derzeitige mangelnde Zuverlässigkeit optischer Netzwerke, obwohl die Branche auf eine Umstellung hinsteuert. Er plädierte für umfassende Testläufe und eine enge Zusammenarbeit zwischen Foundries, Chip-Packagern und Cloud-Anbietern, um kritische Komponenten doppelt zu beschaffen und Abhängigkeiten zu reduzieren. Obwohl OpenAI diese Kooperationen fordert, ist deren Umsetzung für die beteiligten Unternehmen eine große Herausforderung. Industriebeobachter sehen in Ho’s Ansprachen eine klare Strategie: OpenAI will nicht nur als KI-Modellentwickler, sondern als Architekt der nächsten Recheninfrastruktur agieren. Mit Ho’s Hintergrund bei Arm, Google und Lightmatter ist die Erwartung groß, dass OpenAI mit eigenen Beschleunigern – etwa dem angeblichen „Titan“-Chip in Zusammenarbeit mit Broadcom – die Dominanz von Nvidia herausfordern könnte. Die Fokussierung auf Systemarchitektur, Hardware-Sicherheit und agenteffiziente Infrastruktur zeigt, dass OpenAI langfristig nicht nur die KI-Modelle, sondern auch die technologische Grundlage für deren Betrieb neu definiert.