Cursor wuchs durch Produktqualität, nicht Marketing – CEO-Truell
Der CEO von Cursor, Michael Truell, hat bei einem Y Combinator-Event im Juni erklärt, dass der Erfolg des KI-Entwicklungstools weniger auf Marketing zurückgeht als vielmehr auf zwei entscheidende Faktoren: eine tiefgreifende Produktverbesserung und eine massive Mund-zu-Mund-Propaganda unter Entwicklern. Truell, 25 Jahre alt und Mitbegründer des Startups Anysphere, berichtete, dass das Team im Jahr 2023 in einer Art „Mönchslage“ lebte – komplett abgeschottet von Ablenkungen, um ausschließlich am Produkt zu arbeiten. Nach einer initialen, auf Social Media basierenden Aufmerksamkeitskampagne, die ihnen half, eine Warteliste aufzubauen, zogen sich die Gründer zurück und konzentrierten sich auf die Weiterentwicklung von Cursor. „Wir haben uns einfach auf das Produkt konzentriert“, sagte Truell in einem Gespräch, das auf YouTube veröffentlicht wurde. „Und es hat sich einfach von Mund zu Mund verbreitet.“ Obwohl das Team gelegentlich überlegt habe, mehr Energie in Wachstumsstrategien wie „Growth Engineering“ zu investieren, zeigten diese Bemühungen nur geringe Ergebnisse im Vergleich zur organischen Verbreitung durch zufriedene Nutzer. Die Wirkung der Produktqualität war entscheidend: Cursor entwickelte sich schnell zu einem Favoriten unter YC-Startups und etablierte sich schließlich auch bei Tech-Riesen wie Stripe, Instacart und Shopify. Im Juni wurde bekannt, dass Anysphere eine Finanzierungsrunde von 900 Millionen US-Dollar bei einer Bewertung von 9,9 Milliarden Dollar abschloss. Zudem berichtete Business Insider, dass Amazon Gespräche mit Cursor führt, um das Tool intern einzusetzen – ein klares Zeichen für dessen Akzeptanz in der Branche. Selbst Amazon-Chef Andy Jassy hob Cursor als treibende Kraft hinter der „Explosion von Coding Agents“ hervor, während Google-Chef Sundar Pichai öffentlich bekannt gab, dass er mit Cursor selbst kleine Webseiten „vibecodet“. Im Gegensatz zu Cursor setzen andere KI-Startups stark auf Marketing. Cluely, ein Tool, das als „KI-Abi-Hilfe“ positioniert wird, setzt auf Influencer und virale Strategien, um Aufmerksamkeit zu generieren. CEO Chungin „Roy“ Lee will, dass das Produkt „die größte Sache“ auf Instagram und TikTok wird und strebt eine Milliarde Aufrufe an. Auch der Trend zu AEO (Answer Engine Optimization) – der Nachfolge von SEO im Zeitalter von KI-Chatbots – boomt. Laut David Slater, ehemaliger CMO bei Mozilla und Salesforce, sind in den letzten Monaten Dutzende solcher Tools auf den Markt gekommen, die Unternehmen helfen sollen, in KI-Antworten sichtbar zu werden. „Es ist absolut ein heißes Feld“, so Slater. Anysphere und Cursor haben mit ihrem Produkt-fokussierten Ansatz gezeigt, dass in der KI-Entwicklung Qualität oft über Marketing gewinnt – zumindest in der frühen Phase. Die Strategie hat sich bewährt: Ein Tool, das Entwickler wirklich entlastet, verbreitet sich selbst, wenn es gut genug ist.