Meta AI-Chats können bei Google erscheinen – trotz Warnungen
Meta hat seinen KI-Chatbot MetaAI im Frühjahr als eigenständige App auf den Markt gebracht, die Nutzern erlaubt, ihre Gespräche in einem öffentlichen „Discover“-Feed zu teilen. Doch diese Funktion birgt erhebliche Datenschutzrisiken: Obwohl Nutzer explizit zustimmen müssen, werden die geteilten Chats von Google gecrawlt und in Suchergebnissen sichtbar – im Gegensatz zu OpenAI, das nach Kritik an der Indexierung von ChatGPT-Chats entschieden hat, diese nun zu deaktivieren. Bei Meta bleibt die Indexierung weiterhin aktiv, was bedeutet, dass persönliche oder sensible Gespräche – wie medizinische Fragen, berufliche Ratschläge oder Beziehungskonflikte – öffentlich auffindbar sein können. Einige dieser Chats enthielten sogar vollständige Namen, E-Mail-Adressen oder Telefonnummern. Obwohl Meta nach Berichten von Business Insider nun eine klarere Warnung einführt – „Gespräche im Feed sind öffentlich, daher können sie jeder sehen und kommentieren“ – bleibt die Gefahr von Missverständnissen bestehen. Die App ist derzeit nur über mobile Geräte nutzbar, was den Eindruck erweckt, der Discover-Feed sei ein abgeschlossenes Ökosystem. Tatsächlich können jedoch öffentliche Beiträge über Links im Web geteilt werden, wodurch Google sie indexieren kann. Obwohl die Zahl an persönlichen Chats inzwischen scheinbar zurückgegangen ist, gibt es weiterhin Beispiele, die auf ungewollte Offenlegung hindeuten. Meta betont, dass der Prozess mehrstufig sei und Nutzer bewusst entscheiden müssen, ob sie teilen wollen. Dennoch bleibt die Frage, warum jemand seine KI-Gespräche öffentlich machen sollte – und warum andere diese lesen wollen. Die Funktion wirkt weniger wie ein soziales Feature als vielmehr wie ein Risiko, das durch fehlende Transparenz verstärkt wird. In der Branche wird die Entscheidung von Meta kritisch gesehen. Experten warnen vor der „versteckten Öffentlichkeit“ von KI-Interaktionen und betonen, dass Nutzer oft nicht verstehen, was „Teilen“ wirklich bedeutet – besonders wenn es um sensible Daten geht. Laut Datenschutzexperten wie Dr. Lena Weber von der Universität Stuttgart ist die aktuelle Umsetzung „eine Verletzung des Prinzips der informierten Einwilligung“. Obwohl Meta als Unternehmen mit großer Reichweite und Erfahrung in Social Media über die nötigen Technologien verfügt, wird die fehlende Klarheit im Nutzererlebnis als strategisch fragwürdig bewertet. Die Fokussierung auf Viralität und Content-Generierung im Discover-Feed könnte die Nutzererfahrung beeinträchtigen und langfristig das Vertrauen in KI-Systeme schädigen. Für Unternehmen wie Meta, die sich zunehmend auf KI-Dienste stützen, ist dies ein kritischer Balanceakt zwischen Innovation und Verantwortung.