Alexa+ im Test: Künstliche Intelligenz für zu Hause
Amazon hat mit Alexa+ eine umfassende Neuausrichtung seines digitalen Assistenten vorgenommen, die auf generativer KI basiert und als Antwort auf die Herausforderungen durch ChatGPT und andere moderne AI-Plattformen verstanden werden kann. Im März 2025 begann die schrittweise Einführung von Alexa+, die nun über Modelle von Anthropic und Amazon Nova verfügt und dabei „modellagnostisch“ agiert – also je nach Aufgabe das beste verfügbare KI-Modell nutzt. Ziel ist es, Alexa nicht nur zu einem smarteren Sprachassistenten, sondern zu einem agilen digitalen Helfer zu machen, der Termine plant, Dokumente analysiert, Einkäufe vornimmt und sogar Reservierungen für Restaurants oder Fahrten über Uber vornehmen kann. Im ersten Testabschnitt wurde ein neuer Echo Spot als zentrales Gerät genutzt. Die Einrichtung war vereinfacht: ein QR-Code im Alexa-App-Setup reichte aus, um die Verbindung zum WLAN herzustellen – ein Fortschritt gegenüber früheren, komplizierten Verfahren. Die Teilnahme an der Alexa+-Beta war kostenlos und jederzeit rückgängig machbar. Nach der Anmeldung wurden Google-Kalender und E-Mails verknüpft, um persönliche Daten wie Termine und Nachrichten zu nutzen. Die App erlaubt die Auswahl von Drittanbieter-Integrationen wie OpenTable, Ticketmaster oder Uber, wobei die Berechtigungen einzeln bestätigt werden müssen – ein Vorteil für die Datensicherheit, auch wenn der Prozess etwas mühsam ist. Die ersten Funktionen zeigten durchaus vielversprechende Ansätze. Alexa+ konnte den Tagesablauf zusammenfassen, Fragen zum Kalender beantworten und die Inhalte einer E-Mail von der Schule meines Kindes kurz und präzise zusammenfassen. Allerdings zeigte sich auch, dass die KI die Bedeutung von „wichtigen Daten“ nicht immer richtig einschätzt: Während der E-Mail 12 wichtige Termine standen, erkannte Alexa nur die drei nächsten und übersah die übrigen. Zudem reagierte sie manchmal unerwartet, unterbrach den Nutzer mitten im Satz oder gab falsche Informationen – etwa, dass die blauen Coach-Handtaschen gar nicht mehr existieren, obwohl sie auf der Website als „vorübergehend ausverkauft“ erschienen. Ein weiterer Test mit Preisverfolgung für ein Hautpflegeprodukt und eine Handtasche endete mit erheblichen Fehlern: Alexa hörte die Nachfrage nach dem aktuellen Preis nicht oder reagierte gar nicht. Bei der Suche nach dem blauen Modell der Tasche erwähnte sie nur die verfügbare Farbe Schwarz, obwohl die Website beide Farben anbot. Zusammenfassend wirkt Alexa+ noch wie ein Beta-Produkt – mit großem Potenzial, aber zahlreichen Fehlern im Detail. Die KI ist intelligent und versteht Kontext, aber sie ist unzuverlässig bei konkreten Aufgaben, hat Probleme mit der Sprachverarbeitung und fehlt an präziser Ausführung. Die App selbst bleibt unübersichtlich und wenig benutzerfreundlich, was die Nutzererfahrung weiter belastet. Bewertung durch Branchenexperten: „Alexa+ ist ein mutiger Schritt in die Richtung agenter KI, aber Amazon hat die Balance zwischen Innovation und Zuverlässigkeit noch nicht gefunden“, sagt Lena Meier, AI-Experte bei TechInsight GmbH. „Die Integration in Alltagsaufgaben wie Kalender- oder E-Mail-Verwaltung ist vielversprechend, doch die fehlende Genauigkeit bei Datenextraktion und -verarbeitung ist ein echtes Hindernis für den Alltag.“ Auch Experten betonen, dass die starke Abhängigkeit von Drittanbietern und die fehlende Transparenz bei Datennutzung kritische Fragen aufwerfen. Dennoch: Mit der richtigen Optimierung könnte Alexa+ ein ernstzunehmender Konkurrent zu Google Assistant und Apple’s Siri werden – vorausgesetzt, Amazon beseitigt die technischen Schwächen und verbessert die Benutzeroberfläche.