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Lehane vs. Widersprüche: Kann OpenAI seine Werte halten?

vor 6 Tagen

Chris Lehane, langjähriger Experte für Krisenkommunikation und nun VP für globale Politik bei OpenAI, steht vor einer nahezu unlösbaren Aufgabe: die Glaubwürdigkeit eines Unternehmens zu bewahren, das sich als treuer Bote der demokratischen KI-Revolution präsentiert, während es sich in Wirklichkeit immer mehr wie ein traditioneller Tech-Gigant verhält – mit Machtkonzentration, rechtlichen Auseinandersetzungen und ethischen Brüchen. Während Lehane auf der Elevate-Konferenz in Toronto mit Überzeugungskraft und menschlicher Wärme die Vision von einer zugänglichen, kreativen KI vertrat, offenbarte sich in den Zwischenräumen zwischen den Sätzen eine tiefe Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit. Seine Beteuerungen, sich um die Zukunft der Menschheit zu sorgen, klangen ehrlich – doch sie wurden von konkreten Handlungen untergraben, die die Werte, die OpenAI selbst verkündet, in Frage stellen. Der Höhepunkt dieser Spannung war der Launch von Sora 2, dem Video-Generierungstool, das mit urheberrechtlich geschützten Figuren wie Pikachu, Mario oder verstorbenen Stars wie Tupac Shakur experimentiert. Obwohl OpenAI ursprünglich eine Opt-out-Regel einführt, um Rechteinhaber zu schützen, weicht das Unternehmen nach Verbrauchertrends auf ein Opt-in-Modell aus – eine strategische Anpassung, die weniger wie ein ethischer Fortschritt wirkt als wie ein Versuch, Grenzen auszutesten. Lehane rechtfertigte dies mit dem Argument, dass Sora eine „allgemeine Technologie“ sei wie Elektrizität oder das Buchdruckverfahren. Doch der Vergleich hinkt: Während Strom und Bücher die Gesellschaft transformierten, ohne die Urheber zu enteignen, generiert KI-Content, der auf geschützten Daten basiert – ohne angemessene Vergütung oder Beteiligung. Die Infrastrukturfrage ist ebenso brisant. OpenAI baut riesige Rechenzentren in wirtschaftlich benachteiligten Regionen wie Abilene (Texas) und Lordstown (Ohio), die enorme Mengen Wasser und Energie verbrauchen. Lehane argumentiert, dass dies die Modernisierung der Energiesysteme fördern und die USA in der globalen KI-Wette mit China stärken werde. Doch die lokalen Gemeinden müssen die Folgekosten tragen – in Form steigender Stromrechnungen – während OpenAI Videos von verstorbenen Persönlichkeiten erstellt. Die emotionale Zerstörung, die solche KI-Generationen bei Hinterbliebenen auslösen, wie bei Zelda Williams, die um Hilfe gegen AI-Imitate ihres Vaters Robin Williams bat, bleibt unbeantwortet. Die Krise wird noch tiefer, als sich herausstellt, dass OpenAI in Washington, D.C., einen Anwalt durch einen Sheriff zur Hausdurchsuchung zwingen ließ, um private Nachrichten zu beschlagnahmen – eine Aktion, die als rechtliche Einschüchterung gegen Kritiker des AI-Sicherheitsgesetzes SB 53 gilt. Die Enthüllung durch Nathan Calvin, ein Aktivist von Encode AI, trifft auf ein tiefes Unbehagen innerhalb der eigenen Reihen. Selbst Josh Achiam, Leiter der Mission Alignment bei OpenAI, äußerte öffentlich Bedenken: Die Firma könne „zu einer beängstigenden Macht“ werden, statt eine „tugendhafte“ zu bleiben. Diese Selbstkritik von jemandem, der in das Unternehmen hineingewählt hat, ist ein Zeichen für einen tiefgreifenden Identitätskrise. Lehane bleibt ein Meister der Kommunikation – doch selbst seine Überzeugungskraft kann nicht über die Widersprüche hinwegtäuschen. Die Frage ist nicht mehr, ob er OpenAI überzeugend vermarkten kann, sondern ob die Menschen, die dort arbeiten, noch glauben, dass die Firma wirklich für „die Menschheit“ arbeitet. Und wenn selbst die eigenen Mitarbeiter zweifeln, dann ist die Mission nicht nur in Gefahr – sie ist bereits in Frage gestellt.

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