Tesla zahlt 329 Millionen Dollar nach tödlichem Autopilot-Unfall
Ein Gericht in Miami hat Tesla eine Schadensersatzleistung von 329 Millionen US-Dollar zugestanden, nachdem ein tödlicher Unfall im Jahr 2019 mit dem Autopilot-System des Unternehmens in Verbindung gebracht wurde. Die Jury erklärte das Unternehmen für teilweise verantwortlich für den Crash in Key Largo, Florida, bei dem die 22-jährige Naibel Benavides starb und ihr Freund Dillon Angulo schwer verletzt wurde. Die Entschädigung setzt sich aus 129 Millionen Dollar Schadensersatz und 200 Millionen Dollar Strafzahlung zusammen. Die Anwälte der Kläger hatten ursprünglich rund 345 Millionen Dollar gefordert. Der Prozess im Southern District of Florida begann am 14. Juli. Der Unfall ereignete sich, als George McGee, ein Tesla-Besitzer, mit seinem Model S im „Enhanced Autopilot“-Modus fuhr. Während er sein Handy fallen ließ und danach danach griff, glaubte er, das System würde automatisch bremsen, falls ein Hindernis auftauchte. Stattdessen beschleunigte das Fahrzeug auf über 60 Meilen pro Stunde durch eine Kreuzung, prallte gegen einen parkenden Wagen und traf die beiden Personen, die davor standen. Benavides starb vor Ort, ihre Leiche wurde 75 Fuß vom Unfallort entfernt gefunden. Angulo überlebte, erlitt jedoch mehrere Knochenbrüche, eine schwere Gehirnerschütterung und psychische Folgen. Die Anwälte der Kläger kritisierten, dass Tesla Autopilot zwar für Autobahnen konzipiert habe, aber bewusst keine Einschränkungen für den Einsatz außerhalb von Kontrollstrecken eingeführt habe. Sie warfen dem Unternehmen vor, durch Aussagen von CEO Elon Musk, dass Autopilot besser als menschliche Fahrer sei, die Öffentlichkeit getäuscht und die Straßen in Testfelder für fehlerhafte Technologie verwandelt zu haben. Nach dem Urteil umarmten die Familien der Opfer ihre Anwälte, und Angulo war sichtlich emotional, wie NBC berichtete. Tesla kündigte an, gegen das Urteil Berufung einzulegen und betonte, dass das Urteil die Entwicklung sicherer Fahrzeugtechnologien beeinträchtigen und die gesamte Branche schädigen werde. Die Entscheidung fällt in einer kritischen Phase, in der Musk versucht, Investoren von der Zukunft von Robotaxis und autonomem Fahren zu überzeugen. Tesla-Aktien gaben am Freitag um 1,5 % nach und sind in diesem Jahr um 25 % gefallen – der stärkste Rückgang unter den Megakap-Technologieunternehmen. Das Urteil könnte einen Präzedenzfall für etwa ein Dutzend weiterer laufender Prozesse setzen, die sich mit Autopilot- oder FSD-Systemen (Full Self-Driving) bei tödlichen oder schweren Unfällen befassen. Die National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) hat seit 2021 zwei Untersuchungen zu möglichen Sicherheitsmängeln bei Tesla-Autopilot-Systemen eingeleitet. Inzwischen hat Tesla mehrere Software-Updates bereitgestellt, darunter Maßnahmen zur Verbesserung der Reaktion auf stationäre Einsatzfahrzeuge. Die NHTSA warnt zudem vor irreführenden Social-Media-Aussagen von Tesla, die den Eindruck erwecken könnten, die Fahrzeuge seien bereits für den autonomes Fahren geeignet – obwohl die Bedienungsanleitungen klar fordern, dass ein ständiger Fahrer mit aktiver Aufmerksamkeit am Steuer sitzen muss. Eine Website, TeslaDeaths.com, dokumentiert mindestens 58 Todesfälle, bei denen Autopilot kurz vor dem Aufprall aktiv war. Die Entscheidung unterstreicht die Spannung zwischen technologischer Innovation und Verantwortung im Bereich autonomes Fahren. Industriebeobachter sehen das Urteil als Wendepunkt: Es könnte die Haftung von Herstellern bei Fehlern in halbautonomen Systemen stärker definieren. Gleichzeitig warnen Experten, dass zu viel Rechtsunsicherheit die Entwicklung sicherer Technologien hemmen könnte. Tesla bleibt mit seiner Vision eines autonomen Fahrzeugs im Fokus – doch die Rechtsprechung könnte die Wege zu diesem Ziel deutlich verändern.