Aktionäre sueden Tesla und Musk wegen angeblicher Falschinformationen zu Robotaxis
Tesla und CEO Elon Musk stehen vor einer Klage durch Aktionäre, die behaupten, die Firma habe „wesentlich falsche und irreführende Angaben“ über die Sicherheit der Robotaxis und die regulatorischen Hürden bei der Einführung autonomer Fahrzeuge gemacht. Die Klage wurde am Montag beim Bundesgericht im Westlichen Bezirk von Texas eingereicht und trägt den Titel Morand v. Tesla Inc. et al. Sie wirft Tesla und Musk vor, die Öffentlichkeit über die tatsächliche Betriebsreife der Robotaxis getäuscht zu haben, obwohl diese in Austin, Texas, am 22. Juni mit einem menschlichen „Sicherheitsbeobachter“ im Beifahrersitz und in einer begrenzten geofenced Zone starteten. Trotz dieser Einschränkungen tauchten zahlreiche Videos im Internet auf, die unkontrolliertes Verhalten der Fahrzeuge zeigen – darunter Überholen in der falschen Spur und unerwartetes Beschleunigen. Ein Artikel von Bloomberg vom 23. Juni, der die Übertretung von Verkehrsregeln dokumentiert, sowie ein Bericht über Ermittlungen der National Highway Traffic Safety Administration (NHTSA) aufgrund solcher Videos werden als Beweise in der Klage zitiert. Zudem wird darauf hingewiesen, dass der Aktienkurs von Tesla nach den Berichten über Probleme in Austin sank. Die Klage hebt zudem hervor, dass Musk bereits im April in einem Gewinnaufruf sagte: „Das Team und ich sind fokussiert darauf, die Robotaxi in Austin im Juni zu bringen.“ Dieser Ausspruch erfolgte kurz nach einer 71-prozentigen Gewinnrückgang bei Tesla, während Musk weiterhin große Erwartungen weckte. Seine jahrelangen Versprechen, dass Teslas vollständig autonom fahren könnten, seien bislang nie eingelöst worden – ein Wikipedia-Artikel dokumentiert bereits mehrere gescheiterte Vorhersagen. Auch heute noch behauptet Musk, dass Teslas bereits selbst fahren könnten, wie etwa am 3. August, als er auf X schrieb: „Teslas können sich selbst fahren!“ Die Klage wirft außerdem CFO Vaibhav Taneja und ehemaligen CFO Zachary Kirkhorn vor, durch Insiderverkäufe an der Aktie profitiert zu haben, während der Kurs auf künstlich hohen Niveaus stand. Beide blieben zunächst auf Anfragen unerreichbar. Tesla befindet sich derzeit unter erheblichem Druck: Der Umsatz sinkt, was mit Musk’s politischen Äußerungen, seiner Unterstützung für Donald Trump und seinen kontroversen öffentlichen Auftritten – darunter Nazi-ähnliche Grußgesten am 20. Januar – zusammenhängt. Zudem verlor das Unternehmen kürzlich vor einem Miamier Gericht eine Klage um 240 Millionen Dollar wegen Autopilot-Technologie. Die Robotaxi-Initiative unterscheidet sich von dem noch konzeptionellen Cybercab, den Musk im Oktober 2024 vorgestellt hatte – einem zweisitzigen, lenkrad- und pedalfreien Fahrzeug, das in 2–3 Jahren kommen soll. Die Realität ist jedoch, dass die Robotaxi-Service-Modelle lediglich umgerüstete Model Y sind, die jeder kaufen kann. Tesla hat angeblich auch am 31. Juli in San Francisco gestartet, allerdings unter dem Vorwand eines internen Dienstes für Mitarbeiter und ausgewählte Personen. Musk suggeriert jedoch auf X eine breitere Einführung. Die Firma hat bislang keine Stellungnahme abgegeben, was aufgrund der Abschaffung des PR-Teams im Jahr 2020 und Musk’s feindselige Haltung gegenüber Journalisten wenig überraschend ist. Einige Branchenexperten sehen die Klage als Warnsignal: „Tesla setzt zu viel auf Marketing und PR, statt auf technische Reife“, sagt ein Autonomie-Experte von einem ungenannten Forschungsinstitut. „Wenn die Sicherheit nicht nachgewiesen ist, droht nicht nur juristischer Schaden, sondern ein Vertrauensverlust, der langfristig schwerwiegend sein könnte.“ Die Klage sucht Klassenausschlussstatus, was bedeutet, dass Hunderttausende von Aktionären möglicherweise Schadensersatzansprüche stellen können.