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EU ermittelt wegen Steuerbetrugs: 10.000 H100-GPUs für Krypto-Mining missbraucht?

vor 5 Tagen

Europäische Behörden ermitteln gegen die norddeutsche Datenbank- und Cloud-Unternehmen Northern Data AG wegen Verdachts auf Steuerhinterziehung und Geldwäsche im Zusammenhang mit dem Erwerb von rund 10.000 Nvidia H100-GPUs im Wert von 568 Millionen US-Dollar. Laut Bloomberg hat die Europäische Staatsanwaltschaft (EPPO) in Frankfurt und Boden koordinierte Ermittlungen durchgeführt, bei denen vier Personen festgenommen und ein hochrangiger Mitarbeiter aus den schwedischen Tochtergesellschaften des Unternehmens befragt wurden. Die Ermittlungen konzentrieren sich auf drei Tochtergesellschaften, die zwischen 2021 und 2024 tätig waren und angeblich Steuervergünstigungen durch falsche Angaben über die Nutzung der GPUs erlangt haben sollen. Die Behörden vermuten, dass die leistungsstarken Chips nicht für künstliche Intelligenz (KI) genutzt wurden, wie vorgesehen, sondern für Kryptomining – eine Nutzung, die nach den aktuellen Regeln in Schweden seit 2023 nicht mehr förderfähig ist. Die Anklagepunkte umfassen Steuervermeidung und Geldwäsche im Zusammenhang mit einem möglichen Betrag von über 100 Millionen Euro an falsch abgeführtem Mehrwertsteuer (VAT). Northern Data hatte sich in der Vergangenheit vor allem auf den Betrieb von Kryptomining-Farmen spezialisiert und früher Hunderttausende Gaming-GPUs erworben. Nachdem Schweden 2023 die steuerliche Förderung für Mining-Unternehmen aufhob, wandte sich das Unternehmen neu ausgerichtet auf Cloud-Computing und KI-Infrastruktur. Die Firma betont, dass ihre Rechenzentren ausschließlich für KI- und Cloud-Anwendungen genutzt werden und dass die H100-GPUs in Übereinstimmung mit den Förderbedingungen eingesetzt werden. Trotz dieser Aussagen wirft die Vorwürfe eine technische Unstimmigkeit auf: Die Verwendung von H100-GPUs für Kryptomining ist wirtschaftlich und technisch extrem ineffizient. Die H100-Modelle sind mit ihren Tensor-Kernen, der hohen HBM3-Bandbreite und der Unterstützung für FP8/BF16-Präzision für KI-Workloads optimiert, nicht aber für die Integer- und Bit-Operationen, die bei der meisten Proof-of-Work-Algorithmus (wie SHA-256 für Bitcoin oder Ethash für Ethereum) dominieren. Seit 2022 ist Ethereum nicht mehr mit GPUs rentabel zu minen, und Bitcoin-Mining ist ausschließlich durch spezialisierte ASICs möglich. Selbst für seltene GPU-minbare Coins sind kostengünstigere Consumer-GPUs wie die GeForce RTX 50-Serie deutlich effizienter als H100s – sowohl in Bezug auf Leistung pro Watt als auch auf Anschaffungskosten. Ein Einsatz der H100s für Mining wäre nur unter extremen Sonderbedingungen sinnvoll, etwa bei kurzfristigen Gelegenheitsmining-Aktionen auf einem Nischencoin, wenn die Chips bereits vorhanden und Strom extrem billig ist. Ein Ankauf von 10.000 H100s zu einem Gesamtpreis von 568 Millionen Dollar allein für Mining wäre daher eine logistische und finanzielle Fehlentscheidung. Die Ermittlungen werden nun prüfen, ob die Unternehmensstruktur absichtlich so gestaltet wurde, um Steuervorteile zu erlangen, ohne die tatsächliche Nutzung zu erfüllen. Branchenexperten halten die Vorwürfe für technisch und wirtschaftlich fragwürdig. „Es ist unwahrscheinlich, dass ein Unternehmen mit einem Budget von mehreren Hundert Millionen Dollar die H100s für Mining kauft, wenn es für KI-Infrastruktur gebaut wurden“, sagt ein KI-Infrastruktur-Experte. „Die Anklage wirkt mehr wie ein Versuch, steuerliche Regelungen zu überprüfen, als eine echte technische Überprüfung.“ Northern Data bleibt auf KI- und Cloud-Infrastruktur fokussiert und betont die Transparenz seiner Geschäftspraktiken. Die Ermittlungen sind weiterhin im Gange, und die endgültige Bewertung hängt von den Ergebnissen der Finanz- und Betriebsprüfungen ab.

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