OpenAI-Modell treibt US-AI-Wettlauf mit China voran
OpenAI hat mit der Einführung der GPT-oss-Serie eine bedeutende Wende in der KI-Entwicklung eingeleitet, indem es erstmals seit 2019 wieder eine Sprachmodellfamilie mit „offenen Gewichten“ vorstellte. Diese Entscheidung, die es Entwicklern ermöglicht, die internen Parameter der Modelle einzusehen und zu nutzen – allerdings nicht den vollständigen Quellcode –, markiert einen strategischen Schritt, um die Lücke zu Chinas führendem Open-Source-KI-Markt zu schließen. Analysten wie Ray Wang von Futurum Group sehen darin eine Reaktion auf den starken Rückhalt, den chinesische Modelle wie DeepSeeks V3 und R1, Alibabas Qwen, Baidus ERNIE 4.5 oder Moonshots Kimi K2 erzielt haben. Obwohl China weiterhin eine leichte Führung hält, da es eine größere Vielzahl hochwertiger Open-Source-Modelle bereitstellt, könnte OpenAIs neue Strategie die Dynamik beschleunigen und chinesische Unternehmen dazu veranlassen, ihre eigenen Open-Source-Initiativen zu beschleunigen, um an der Entwicklergemeinschaft und an der technologischen Dominanz festzuhalten. Wei Sun von Counterpoint Research betont, dass chinesische Firmen nicht nur technologisch, sondern auch ökonomisch agieren: Sie streben nach „Ecosystem-Lock-in“-Strategien, indem sie ihre Modelle in etablierte Plattformen wie Alipay oder WeChat integrieren, um Einnahmen über Anwendungen und Dienstleistungen zu generieren, statt direkt am Modell selbst zu monetarisieren. Dies unterstreicht, dass die Open-Source-Strategie in China weniger um reine Technologiefreigabe geht, sondern um Einfluss, Entwicklerbindung und strategische Unabhängigkeit von US-Technologiezugängen – ein Punkt, den Lian Jye Su von Omdia hervorhebt. Die US-Regierung, etwa im Rahmen des „America’s AI Action Plan“ unter Trump, warnt vor der Gefahr, dass chinesische Modelle global als Standard für Forschung und Industrie gelten könnten, was die amerikanische Vorherrschaft in der KI-Geschichte gefährden würde. Doch ist der US-Sprung in die Open-Source-Welt wirklich nachhaltig? Analysten wie Natham Lambert vom Allen Institute for AI warnen: Ohne kontinuierliche Investitionen könnte die US-Industrie in eine sekundäre Rolle rutschen. Auch wenn Unternehmen wie xAI (Grok-1), Google DeepMind (Gemma) und Meta (Llama) bereits offene Modelle vorlegen, bleibt OpenAIs GPT-oss nicht vollständig „open source“ im Sinne der Open Source Initiative, da der Quellcode nicht frei verfügbar ist. Sun sieht die Aktion daher eher als symbolisch und politisch motiviert – insbesondere, da sie kurz nach der Verkündung des US-AI-Plans erfolgte. Obwohl die Leistungsfähigkeit der GPT-oss-Modelle hoch ist und sie praktische Anwendungspotenzial bieten, bleibt die Frage offen, ob dies ein tiefgreifender kultureller Wandel ist oder eine gezielte PR-Maßnahme. Die Reaktion von OpenAI auf Anfragen blieb aus, was die strategische Vorsicht der Firma unterstreicht. Insgesamt deutet sich ein zunehmend intensiverer globaler Wettbewerb um technologische Standards und Entwicklerloyalität an – mit weitreichenden Folgen für die Zukunft der KI.